德语故事:JudithsundTillsMond(1)
Judith war sauer, wirklich sauer. Wieder einmal hatten ihre Eltern sie ins Bett gesteckt, obwohl sie nicht die Spur müde war. Nicht die Spur. Judith findet so etwas ungerecht. Die Erwachsenen dürfen aufbleiben, so lange sie wollen. Die gehen genau dann ins Bett, wenn sie die Augen nicht mehr aufhalten können. Keine Minute früher. Und als Kind muss man ins Bett, selbst wenn man noch putzmunter ist. Nur weil die Erwachsenen bestimmen!
"Ich will nicht ins Bett! Ihr geht ja auch noch nicht schlafen", maulte Judith los.
Keine Geschichte bekam Judith vorgelesen an diesem Abend! Das war die Strafe. Keine Gutenacht-Geschichte. Wie gemein Vati doch sein konnte. Und Mutti auch.
Judith empfand das als große Ungerechtigkeit. Sie wurde ins Bett gesteckt und war muffig darüber. Das nahmen die Eltern als Anlass, sie zu bestrafen. Sollte sie vielleicht freundlich lächeln, wenn ihr übel mitgespielt wurde? Sollen die Erwachsenen doch freundlich lächeln, wenn man sie ärgert! Kinder sind ehrlich und ziehen Fläppen, wenn ihnen danach ist.
Na wartet! Das werden sie noch bereuen. Judith würde beweisen, dass sie die ganze Nacht aufbleiben kann, wenn sie will. Heute Nacht würde sie nicht schlafen.
Judith lag im Bett und lauschte. Sie tat eine Weile so, als würde sie im Bett rumschluchzen. Dann tat sie so, als würde sie allmählich einschlafen.
Sie tat nur so. Die Ohren weit aufgesperrt lauschte sie, was die Eltern trieben. Nach einer Weile merkte sie, wie sie ins Badezimmer gingen. Sie unterhielten sich murmelnd. Die elektrische Zahnbürste ratterte. Zweimal rauschte die Wasserspülung. Dann ging die Badezimmertür, dann die Schlafzimmertür. Die Eltern wirtschafteten noch ein wenig ’rum, dann kamen eine Weile überhaupt keine Geräusche mehr. Mutti schien aus irgendeinem Grund noch mal kurz zu stöhnen. Und kurz darauf hörte Judith das tiefe, tiefe Schnarchen ihres Pappis durch sämtliche Zimmerwände hindurch.
Das war Judiths Moment. Sie schob die Bettdecke vorsichtig zur Seite, hob ihren Oberkörper hoch, streckte ein Bein aus dem Bett, dann das andere. Judith setzte sich an die Bettkante, stand auf, leise, leise. Dauernd lauschte sie, ob aus dem Schlafzimmer der Eltern Geräusche kamen. Aber nichts. Nur Vatis Gebrumme.
Leise, leise den Schlafanzug aus. Unterbuxe an, T-Shirt, Hose, Pulli. Zuletzt Socken und Schuhe. Die Eltern merken nichts. Judith nimmt sich ihre Jacke vom Haken. Es ist schon Frühling, aber abends ist es noch kalt, und nachts wird es draußen noch kälter sein.
Ihr ratet sicher schon: Judith will sich aus dem Haus schleichen. Ja, das tut sie. Vorsichtig, ganz vorsichtig, die Ohren gespitzt, drückt sie die Türklinke herunter. Schiebt die Tür einen Spalt auf, dann weiter.
Die Tür knarrt in den Angeln. Judith hält erschrocken inne. Lauscht.
Nein - kein verdächtiges Geräusch aus der Schlafzimmergegend. Judith tritt nun ganz heraus aus ihrem Zimmer. Auf Zehenspitzen schleicht sie durch den Flur. Einige Male knarren die Dielen. Judith bleibt jedes Mal erschrocken stehen. Aber die Eltern merken nichts. Schlummern ahnungslos weiter.
Jetzt kommt das Allerschwerste. Judith muss die Haustür öffnen. Sie dreht ganz langsam den Schlüssel herum. Ein bisschen knackt es. Aber wirklich nur ein bisschen. Jetzt noch den Türgriff runter, Haustüre auf, gerade soviel, dass Judith sich raus quetschen kann.
Uff, das hatte geklappt! Besser, als erwartet. Judith war draußen, schaute an den Himmel. Sie sah den Mond leuchten. Vollmond war an diesem Tag. Der Mond ist Judiths Freund.
Eines musste Judith noch tun. Sie zog den Schlüssel innen raus und schloss die Haustür außen vorsichtig ab. Es konnten ja sonst ganz leicht Einbrecher rein. Das wusste sie von ihren Eltern. Den Schlüssel versteckte sie unter einem Stein. Dann konnte sie ihn nicht verlieren.
Ja. Judith, klug war sie. an alles dachte sie. Zehn Jahre war sie alt. Im September sollte sie in die Oberschule kommen.