德语读写辅导:卡夫卡
Franz Kafka
Prags Glanz als blühende geistig-kulturelle Metropole der k.u.k. Doppelmonarchie ist bereits verblasst, als Franz Kafka dort am 3. Juli 1883 zur Welt kommt, und das gesellschaftliche Leben wird von einer lediglich 8 % der Bev?lkerung stellenden deutschen Minderheit regiert.
Franz’’ Vater Hermann stammt aus der tschechischen Provinz. Er ist von Beruf ein "H?ndler mit Kurzwaren, Modeartikeln, Galanteriewaren, Sonnenschirmen, Regenschirmen, Spazierst?cken, Baumwolle" und bemüht sich nach Kr?ften, nicht nur ein erfolgreicher Gesch?ftsmann zu werden, sondern auch Anschluss an die deutsche Gesellschaft zu bekommen, indem er die Kinder auf eine deutsche Schule schickt. Franz’’ Mutter, Julie L?wy, stammt aus einer gutbürgerlichen und gebildeten deutsch-jüdischen Familie.
Das Erbe seiner tschechisch-deutschen Herkunft sollte Kafka Zeit seines Lebens begleiten; er beherrschte nicht nur die tschechische Sprache in Wort und Schrift, sondern behielt auch die Lebensbedingungen der einfachen tschechischen Leute in lebendiger Erinnerung: "In uns leben noch immer die dunklen Winkel, geheimnisvollen G?nge, blinden Fenster, schmutzigen H?fe, l?rmenden Kneipen und verschlossenen Gasth?user. Wir gehen durch die breiten Stra?en der neuerbauten Stadt. Doch unsere Schritte und Blicke sind unsicher. Innerlich zittern wir noch so wie in den alten Gassen des Elends. Unser Herz wei? nichts von der durchgeführten Assanation. Die ungesunde alte Judenstadt in uns ist viel wirklicher, als die hygienische Stadt um uns."
Franz Kafka sollte seine überschaubare kleine Welt in der Prager Altstadt bis zum Ende seines Lebens kaum verlassen. Diese Stadt hat sein Leben und Werk, zum Teil auf sehr realistische Weise, nachhaltig gepr?gt.
Zu seiner jüdischen Identit?t hat Kafka zun?chst kein Verh?ltnis. Im Elternhaus nur halbherzig praktiziert, bedeuten ihm die jüdischen Traditionen wenig: "Du (Kafkas Vater) gingst an vier Tagen im Jahr in den Tempel, warst dort den Gleichgültigen zumindest n?her als jenen, die es ernst nahmen, erledigtest geduldig die Gebete als Formalit?t... Ich durchg?hnte und durchduselte also dort die vielen Stunden ... und suchte mich m?glichst an den paar kleinen Abwechslungen zu freuen, die es dort gab, etwa wenn die Bundeslade aufgemacht wurde, was mich immer an die Schie?buden erinnerte... So war es im Tempel, zu Hause war es wom?glich noch ?rmlicher und beschr?nkte sich auf den ersten Sederabend, der immer mehr zu einer Kom?die mit Lachkr?mpfen wurde..."
Sp?ter engagiert Kafka sich in der zionistischen Bewegung, die seit Erscheinen von Theodor Herzls "Versuch einer modernen L?sung der Judenfrage" ein neues Selbstbewusstsein unter der Juden etabliert hatte und um eine nicht nur theoretische (durch die ?sterreichische Verfassung im Jahr 1867 garantierte), sondern auch praktische Gleichberechtigung den Juden in der Prager Gesellschaft k?mpfte
Franz Kafkas Kindheit ist durch h?ufig wechselnde Wohnungen bestimmt. Seine Erziehung übernehmen anstelle seiner Eltern, die sich beide ganz dem Aufbau des sich st?ndig vergr??ernden Gesch?ftes widmen, zwei Angestellte sowie ein Kinderm?dchen und sp?ter eine franz?sische Gouvernante. Die mangelnde emotionale Zuwendung macht aus Franz frühzeitig ein ?ngstliches, ernsthaftes und unsicheres Kind, das mit dieser Kindheit sp?ter in dem "Brief an den Vater" bitter abrechnen wird.
Von 1893 bis 1901 besucht Franz das "K.K. Staats-Gymnasium mit Deutscher Unterrichtssprache" in der Prager Altstadt, das einem humanistischen Bildungsideal huldigte. Ebenso wenig wie die Eltern sind seine Lehrer in der Lage, die besonderen F?higkeiten und die Pers?nlichkeit ihres Schülers aufzuspüren und zu f?rdern. Franz ist ein flei?iger, aber innerlich unbeteiligter Schüler, der sich mehr und mehr in sich selbst zurückzieht.
Noch w?hrend der Schulzeit beginnt Franz zu schreiben, vernichtet sp?ter aber alle in dieser Zeit entstandenen Frühwerke. Aber bereits in diesen Jahren ist das Schreiben für ihn die einzige M?glichkeit, sich in der K?lte der ihn umgebenden Welt eine Zuflucht zu suchen, es ist die Suche "nach einem Feuer, mit dem ich den kalten Raum unserer Welt erw?rmen müsste".
Nach dem Schulabschluss beginnt Franz Kafka ein Studium an der Deutschen Universit?t in Prag, zun?chst im Fach Germanistik, beugt sich aber bald den elterlichen Wünschen und absolviert ohne gro?es Engagement ein Jurastudium, das er am 18. Juni 1906 mit der Promotion abschlie?t.
Gleichzeitig verfolgt er sein literarisches Interesse und besucht philosophische und literarische Salons, in denen er am 23. Oktober 1902 auch Max Brod kennen lernt, mit dem ihn von da an eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Brod ermutigt Kafkas literarischen Versuche, und so entsteht 1904/05 das früheste erhaltene Werk, die Erz?hlung "Beschreibung eines Kampfes". 1907 folgt eine zweite Erz?hlung mit dem Titel "Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande". Dennoch lassen ihn die alten Selbstzweifel auch in dieser Zeit wieder viele literarische Entwürfe verbrennen.
An das Studium schlie?t sich ein einj?hriges Praktikum am Prager Landesgericht an, danach tritt Franz als Versicherungsjurist in die ’’Assicurazioni Generali’’ ein, eine private Versicherungsgesellschaft mit Sitz in Triest und Zweigstelle in Prag. Aber die rigiden Arbeitsbestimmungen lassen Franz schon nach wenigen Monaten kündigen.
Am 30. Juli 1908 beginnt er als ’’Aushilfsbeamter’’ bei der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt, wo er sich bis zum Jahr 1922 zum Obersekret?r hocharbeitet. Aber sein eigentlicher Lebensinhalt ist mehr und mehr das Schreiben. Kafka selbst formuliert dieses Dilemma als Leiden an einem "schrecklichen Doppelleben", aus dem es "wahrscheinlich nur den Irrsinn als Ausweg" gibt.
Im Dezember 1912 kann Franz Kafka mit der Ver?ffentlichung seines Buches "Betrachtung" einen ersten Erfolg verzeichnen. Seinen pers?nlichen Durchbruch als Schriftsteller erf?hrt er mit der Geschichte "Das Urteil": "Nur so kann geschrieben werden, nur in einem solchen Zusammenhang, mit solcher vollst?ndigen ?ffnung des Leibes und der Seele", es ist "eine regelrechte Geburt mit Schmutz und Schleim." 1915 erh?lt er für sein Werk "Der Heizer" den Fontane-Preis.
Zu Frauen konnte Franz Kafka zeit seines Lebens kein gesundes Verh?ltnis aufbauen. Er, der selbst voller Selbstzweifel, Unsicherheit und Komplexe war, wünschte sich nichts sehnlicher als eine Frau und Familie zu haben, und konnte gleichwohl doch den Gedanken an eine solch enge Bindung nicht ertragen.
Schon die Verlobung mit Felice Bauer, mit der er von 1912 bis 1917 über fünf Jahre hinweg befreundet war, l?st in ihm panische Vorstellungen aus: "War gebunden wie ein Verbrecher. H?tte man mich mit wirklichen Ketten in einen Winkel gesetzt und Gendarmen vor mich gestellt..., es w?re nicht ?rger gewesen." Franz Kafka braucht vor allem die Einsamkeit, aus der allein er seine Werke schaffen kann: "Ich mu? viel allein sein. Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinseins." Gleichzeitig sind die konflikttr?chtigen Jahre seiner Beziehung nicht nur zu Felice Bauer, sondern auch sp?ter zu Julie Wohryzek und Milena Jesenská die dichterisch produktivsten.
Erst am Ende seines Lebens sollte Kafka sechs Monate von September 1923 bis M?rz 1924 in einer harmonischen Beziehung mit einer Frau leben. Er bewohnt mit Dora Diamant eine kleine Wohnung in Berlin, zuerst in der Miquelstra?e 8, sp?ter in der Grunewaldstra?e 13. Sie pflegt ihn auch w?hrend seiner letzten Monate im Sanatorium Kierling bei Wien, wo Franz Kafka am 3. Juni 1924 stirbt.
Zeit seines Lebens hatte Kafka mit einer zarten gesundheitlichen Konstitution zu k?mpfen. Bereits w?hrend seines Jurastudiums muss er sich in den Semesterferien in einem Sanatorium in Zuckmantel (Schlesien) auskurieren und ein am 13. August 1917 erlittener Blutsturz, der sich als eine Lungentuberkulose herausstellt, sollte ihn von da an immer wieder ans Krankenbett fesseln und seinen K?rper so weit schw?chen, dass die Krankheit ihn schlie?lich im Alter von nur 40 Jahren besiegt. Er wird am 11. Juni auf dem Straschnitzer Friedhof in Prag beerdigt.