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好文分享: Das Bewusstsein der Maschine

分类: 德语  时间: 2019-01-21 12:45:12  作者: 全国等级考试资料网 
Das Bewusstsein der Maschine
Herbert W. Franke
Pl?tzlich hatten sie mich aus der Menge herausgeholt.
Nichts B?ses ahnend war ich über den Residenzplatz gegangen - ein freier Nachmittag, ich hatte kein bestimmtes Ziel.
Ich war von der Arbeit im philosophischen Institut suspendiert - bis auf Widerruf. Natürlich hatte ich um einen neuen Arbeitsplatz angesucht, und man hatte es registriert. Doch jeder wei?, wie gering die Chance ist.
Und nun war ich von fünf Robotern der Schutzpolizei umgeben, nein, ich muss mich verbessern: Es waren Roboter der Gesundheitspolizei. Was, in aller Welt, wollten sie von mir? Hatte man bei mir eine Krankheit festgestellt? Oder brauchten sie Blut? - vielleicht sogar ein Organ? Da waren sie bei mir an den Falschen geraten - dazu ben?tigten sie meine Zustimmung, und die würden sie nicht kriegen!
Doch es handelte sich um etwas ganz anderes: um eine Sonderaufgabe. Um einen Job! Wei? der Teufel, warum das so eilig war, dass sie mich w?hrend eines Spaziergangs verhafteten!
Sie brachten mich in das Forschungsinstitut für Kybernetik, Robotik und Sensorik. Dort erwarteten mich einige mit wei?en Overalls bekleidete Wissenschaftler und erkl?rten mir, was ich zu tun hatte.
Erst jetzt, vor Anbruch des Experiments, teilte man mir mit, dass die Sache nicht v?llig ungef?hrlich w?re. Man führte mich in eine mit Metall verkleidete Kammer, rasierte mir die Haare links und rechts über den Ohren weg und klebte Elektroden auf die kahlen Stellen. Nun lag ich auf einem weich gepolsterten Tisch - immerhin schien man auf meine Bequemlichkeit Rücksicht zu nehmen. Und dann verlie?en die Damen und Herren in den wei?en Kitteln den Raum und zogen sich ins Kontrollzentrum zurück, dessen Dimensionen jenen von Raumfahrtmissionen nicht nachstanden.
"Winzig kleine Elementarteilchen - und riesengro?e Wolken kosmischen Staubs... Quantensprünge von Billiardstel Sekunden Dauer - und die Existenzspanne von Galaxien... Ma?e, die über alles das hinausgehen, was sich ein Mensch vorstellen kann. Und doch rechnet er damit - wenn es um Zahlenwerte geht, sprengt er seine eigenen Grenzen. Nur in einem Fall h?lt er sich für das Ma? aller Dinge: bei der Intelligenz. Dass es Intelligenzen gibt, die die menschliche milliardenfach übertreffen, erscheint ihm unm?glich. Hierin ?u?ert sich eine bedenkliche Beschr?nkung der menschlichen Phantasie."
Die Verst?ndigung war gut. Zuerst hatte ich Bedenken gehabt, der Aufwand, den man hier trieb, hatte mich irritiert. Was k?nnte passieren? Lichtblitze, die mein Gehirn gewisserma?en blendeten? Ein Donnerget?se, das schmerzte und mich bet?ubte? Nichts von alledem - die Stimme war freundlich und mild... Was gewiss nur eine Umschreibung ist, denn in Wirklichkeit h?rte ich keine Stimme, und ich sah auch nichts - aber trotzdem verstand ich.
Erst jetzt vermochte ich mich mit dem Sinn der Ausführungen auseinanderzusetzen, mich darauf einzustellen. Ich hatte eine Frage gestellt, die man mir vorher angegeben hatte - eine Frage nach maschineller Intelligenz. Wenn es nicht nur darum ging, die prinzipielle M?glichkeit der Direktkommunikation zu beweisen, dann erwartete man wohl von mir, dass ich eine intelligente, logisch fundierte Unterhaltung führte. Ich wollte mein m?glichstes tun.
"Kann man Intelligenz in Zahlen fassen?" fragte ich. "Mir scheint, dass damit das Wesentliche ungesagt bleibt. Zum Beispiel die Frage nach dem Bewusstsein. Hat es etwas mit der Menge der Schaltelemente zu tun? Ist es wahr, dass es sich von selbst einstellt, wenn die Schaltung nur kompliziert genug ist? Hast du Bewusstsein?"
"Ich habe kein Bewusstsein", sagte das System. "Bei jenem geringen Intelligenzgrad, den ich aufweise, w?re es l?cherlich, von Bewusstsein zu sprechen."
"Ich habe nicht den Eindruck, dass dein Intelligenzgrad geringer ist als meiner."
"Ich glaube auch nicht, dass du Bewusssein hast. Das, was du dafür h?ltst, ist sicher weitaus weniger ausgebildet als bei mir."
"Woher willst du das wissen?"
"Ich kenne die gesamte Literatur, die über Wahrnehmen, Denken und Fühlen geschrieben wurde. Demnach halte ich dich für einigerma?en unterentwickelt. Wei?t du beispielsweise, welche Stelle in deinem Gehirn aktiviert ist, wenn du mit mir sprichst?"
Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf, der Computer verstand mich auch, ohne dass ich etwas sagte.
"Ich selbst wei? genau, was in mir vorgeht. Ich verfolge die aktivierten Speicherzellen und die Stromimpulse ebenso wie die Energiezufuhr. Wenn du darüber nichts wei?t, wie kannst du dann von Selbstbewusstsein sprechen?"
"Ich glaube nicht, dass man das als Selbstbewusstsein bezeichnen kann - wenn man wei?, durch welche Schaltstellen gerade Str?me flie?en. Aber deine Argumentation ist immerhin interessant. Hast du eine Vorstellung davon, wie das Bewusstsein einer noch weitaus h?heren Intelligenz sein k?nnte, die es ja, wie du wei?t, geben k?nnte?"
"Im Grunde genommen h?ngt es an der F?higkeit zur Datenverarbeitung. Wir beide verfügen über Daten, aus denen man alle m?glichen Folgerungen ziehen k?nnte - über die Vergangenheit, über die Gegenwart und über die Zukunft. Um sie auszuwerten, brauchen wir so lange, dass wir immer nur ganz wenig davon berücksichtigen. Eine h?here Intelligenz h?tte alle diese Konsequenzen l?ngst gezogen und w?re sich ihrer bewusst. Was k?nnte Bewusstsein anderes bedeuten?"
Allm?hlich wurde meine Lage unbequem - trotz der weichen Polsterung. Ich blickte zur Decke und erkannte in den unregelm??ig gebogenen Metallw?nden ein verzerrtes Gesicht von mir selbst. Und auch den übrigen Raum sah ich nur als Spiegelung nach der einen Richtung in die Breite gezogen, in der anderen verkleinert und entfernt. Eine unangenehme W?rme lag drückend im Raum, und die Luft war schlecht zum Erbrechen. Ich musste mich zusammennehmen, um das Gespr?ch fortzusetzen.
"Ich stimme dir zu - deine h?here Intelligenz, so wie du sie verstehst, k?nnte alle m?glichen Rechenergebnisse sehr schnell parat haben und w?re daher der unseren zweifellos in gewissem Sinn überlegen. Meine Frage richtet sich aber auf.etwas anderes auf eine neue Dimension, eine neue F?higkeit, die sich m?glicherweise einstellen würde.
"Eine neue F?higkeit? Genügt dir nicht, was ich angedeutet habe? Für eine Intelligenz in meinem Sinne sind Rechnungen, wie du sie erw?hnst, belanglos. Eine solche Intelligenz k?nnte sich die Entstehung der Welt ausdenken, logisch, konsequent, mit allen Einzelheiten. Und sie k?nnte sich ein Leben ausdenken, vom Anfang bis zum Ende, unter beliebigen Voraussetzungen und Randbedingungen. Vielleicht ist das die neue Dimension, die du meinst? Ich hielte es durchaus für m?glich, dass wir beide, du und ich, nichts anderes als die Vorstellungen einer Superintelligenz sind."
Als ich über die Versuchsbedingungen informiert worden war, hatte ich mir eine Arbeit am Bildschirm vorgestellt, einen Dialog, wie ich ihn oft genug geführt hatte, vielleicht ein wenig schlauer als bisher. Doch so, wie sich die Situation bis jetzt ergab, fühlte ich mich missbraucht. Der Aufwand, der hier getrieben wurde, die Bedeutung, die man dem Ganzen zuma? - wer wei?, ob man mir ehrlich gesagt hatte, worum es ging? Wusste ich überhaupt mit Sicherheit, dass ich mich mit einem Computer unterhielt? Vielleicht war das Ganze ein psychologischer Test, wer wei?, warum?
Ich fühlte mich schon richtig übel, litt an Schwindelanf?llen. Ich musste die Augen schlie?en, denn wenn ich die verzerrten Spiegelungen sah, mich selbst grotesk verzerrt auf den Tisch geschnallt, dann hatte ich pl?tzlich das unertr?gliche Gefühl, in einem leeren Raum zu schweben, haltlos ins Leere zu fallen.
Ich zerrte an den Gurten, die sich in meine Haut einschnitten. Ich hatte Angst - doch ich beruhigte mich ein wenig. Vielleicht war alles rasch vorüber - wenn ich meine Aufgaben erfüllte.
"Es ist doch l?cherlich zu behaupten, dass wir nicht existieren", behauptete ich. Ich sagte es, als sei ich sicher, doch meine Gedanken waren schon so verwirrt, dass mich Zweifel überkamen...
"Wie willst du das nachweisen", antwortete die milde, doch teilnahmslose und dadurch qu?lende Computerstimme irgendwo in meinem Innern.
"Existiere ich? Doch gewiss nicht so wie du. Teile von mir sind über verschiedene L?nder zerstreut. Mein Sensorsystem steht als Prototyp in einem Forschungslabor. Mein Datenspeicher ist jener der zentralen Informationsbank. Einige meiner Ein- und Ausgabeger?te sind hier, andere in andern St?dten, in andern Kontinenten. Zumindest von dem Moment an, an dem man die Zusammenschaltung trennt, bekommen meine einzelnen Teile eine v?llig andere Funktion. Kann man unter diesen Umst?nden den Begriff ’Existenz’ noch im selben Sinn gebrauchen, wie du es tust? Nein, ich glaube nicht, dass ich existiere. Genaugenommen ist es aber bei dir auch nicht viel anders. Wo kommst du her, und wo gehst du hin? Dass du überhaupt existierst - das musst du mir erst beweisen!"
"Aber ich denke doch", schrie ich, "ich denke, folglich bin ich!"
"Genau das bezweifle ich", sagte der Computer.
In diesem Moment begann sich der Raum um mich herum zu drehen, immer rascher wechselten die Reflexe, Spiegelungen von Metall auf Metall. . . und dann schwebte ich inmitten eines Zylinders, in einem imagin?ren Raum, der keinerlei ?hnlichkeit mit all dem aufwies, was ich bisher als meine eigene Welt angesehen hatte. Alles, was mir bisher festgefügt, verst?ndlich und übersichtlich erschienen war, hatte seinen Zusammenhang verloren und war nur noch eine Fiktion inmitten anderer Fiktionen. Und ich selbst darin nichts anderes als ein singul?rer Punkt, über dessen Existenzform sich keine Aussage machen lie?.
Dann war der Alptraum mit einem Mal zu Ende. Ich hatte nicht geh?rt, dass sich die Tür ge?ffnet hatte, dass sie hereingekommen waren. Pl?tzlich waren sie da, jemand tupfte mir den Schwei? von der Stirn, andere ?ffneten die Riemen, man hob mich hinunter, führte mich ins Nebenzimmer. Da war eine Krankenschwester, die mir die Elektroden von den Schl?fen l?ste, ein Arzt, der mir alle m?glichen Messinstrumente an Kopf, Brust und Bauch hielt. Mit dem Ergebnis seiner Untersuchung schien er zufrieden, denn er nickte zuerst mir, dann den andern freundlich zu, t?tschelte mir die Wange und sagte: "Es war nur die Aufregung - gleich ist alles wieder gut."
Sie hielten mich noch eine Viertelstunde fest, w?hrend der ich mich mit der Krankenschwester unterhielt. Allm?hlich wurde mir bewusst, dass sie sehr hübsch war. Im Prinzip war es mir gleichgültig, ob sie existierte oder nicht.
Dann durfte ich gehen. Erstaunlicherweise erkundigte sich niemand bei mir nach den Antworten, die der Computer gegeben hatte. Meine eigenen Fragen hatten sie sicher aufgezeichnet, schlie?lich hatte ich sie laut ausgesprochen. Aber die Antworten des Computers? Waren sie nun eigentlich mit dem Ausgang des Experiments zufrieden? Wenn es ihnen auf das Interface ankam - die Verst?ndigung war gelungen. Auf den Unsinn, der da gesprochen wurde, kam es sicher nicht an.
Ich ging im Sonnenschein dahin, rund um mich herum Menschen, die es mehr oder weniger eilig hatten, fr?hlich und unbekümmert, oder von gr??eren und kleineren Sorgen geplagt. Neben mir das Rauschen des Abendverkehrs.
Noch vor einer Stunde war ich nahe daran gewesen, meine Fassung zu verlieren. Jetzt konnte ich darüber lachen. Genaugenommen war das alles ein alter Hut, philosophische Spintisierereien, mit denen sich Leute abgaben, die nichts Besseres zu tun hatten. Tiefsinn ohne Bedeutung. Kein Wort, mit dem sich wirklich etwas anfangen lie? - oder doch? Kurz bevor ich vom Tisch gehoben wurde, hatte ich noch einige Worte des Computers geh?rt - offenbar nicht für mich bestimmt. Ich versuchte mich zu besinnen. "Sie scheinen noch nicht reif dafür zu sein, es anzuerkennen..." - so etwa lautete der Satz (den ich natürlich wieder nicht wirklich geh?rt, sondern irgendwie in meinem Gehirn wahrgenommen hatte).
Eigentlich waren sie knauserig gewesen - für diese Tortur h?tten sie ruhig mehr als 200 Dollar zahlen k?nnen. Als Preis dafür, dass ich jetzt an meiner Existenz zweifle.

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