德语故事:JudithsundTillsMond(2)
2 AM TEICH
Munter marschierte Judith die Straße abwärts. Sie musste eine große Querstraße überkreuzen. Sie schaute nach links und schaute nach rechts. Kein Auto zu sehen. Schön leer die Straße, in der Nacht. Judith lief rüber. Und der Vollmond, der schaute zu.
Drüben lag die Wiese. Ein Fußweg führte leicht bergab. Der Weg umrundete einen Teich. Judith stapfte das letzte Stück durchs Gras. Sie wollte ganz ans Wasser ran.
Wie seltsam alles aussah im Mondlicht. Das Schilf, die Weiden. Leichter Wind säuselte sacht in den Zweigen. Keine Ente war zu sehen. Das Wasser war schwarz wie Tusche. Tagsüber konnte Judith Goldfische beobachten, Wasserkäfer, Wasserflöhe, vielleicht Frösche. Jetzt sah sie nichts. Judith setzte sich nieder. Das Gras war ein wenig feucht. Aber das machte nichts. Der Mond spiegelte sich im Wasser. Judith betrachtete ihren Freund mal oben in Himmel, mal unten im Wasser.
Wenn der Wind über den Teich strich, dann kräuselte sich das Spiegelbild des Mondes. Auch die kleinen, weißen Wölkchen um ihn herum verschwammen. Glätteten sich die Wellen, wurde alles klar. Lustig, das anzuschauen.
Judith schaute wieder hoch. Mitten in all den Wolken und den Sternen stand ihr Freund und lachte zu ihr herunter. Gerne, wie gerne würde Judith ihren Mond besuchen. Aber wie sollte sie das machen? Was sollte sie überhaupt jetzt machen? Sollte sie schon nach hause gehen? Lust hatte sie keine. War ja nicht müde. Und wollte auch erst ins Bett, wenn der neue Tag schon angefangen hatte.
Was war denn das da drüben? "Da bewegt sich doch was am andern Ufer!" dachte Judith, "das ist doch - ja, da läuft was. Ein Tier, ein Hund?" Judith schaute angestrengt hin. Angst hatte sie keine. Zur Not konnte sie unheimlich schnell weg wetzen.
Jetzt sah sie etwas. Ein Mensch war das. Ein kleiner Mensch - ein Kind. Genau. Ein Junge.
"Hallo", rief Judith, "Was machst du da?" Keine Antwort. "Hallo, wer bist du?"
"Ich kann dich nicht sehen", schallte es von drüben. Judith sprang auf, hob den Arm und winkte. "Hier bin ich."
"Jetzt kann ich dich sehen. Warte. ich komm’ mal rüber."
Nach einer Weile war der fremde Junge da. "Ich heiße Judith, und wie heißt du?"
"Till."
Nun kannten sich die beiden. Judith hatte eigentlich nicht so viel am Hut mit Jungs. Die waren ja eher langweilig. Spielten immer mit ihren Autos. Möglichst ferngesteuert. Tauschten Fußballerbildchen. Guckten Kung-Fu-Filme und machten allerhand völlig uninteressanten und unwichtigen Kram. Es gab nur wenig nette Jungs in der Klasse, aber auch mit denen hatte sie nicht viel zu tun.
Das hier, mitten in der Nacht, das war schon etwas völlig anderes. Deshalb wollte Judith wissen, was Till hier machte. Und Till erzählte, wie ungeheuer gemein seine Eltern waren. Sie steckten ihn immer ins Bett, obwohl er noch kein Fitzelchen müde war. Aber das ließ er sich nicht mehr bieten. Wenn seine Eltern ihn nicht freiwillig wach bleiben ließen, dann machte er eben Nachtwanderungen.
Judith erzählte, dass es ihr ganz genauso ging. Eltern scheinen sich alle irgendwie zu gleichen.
Judith hatte das merkwürdige Gefühl, nach diesen wenigen Worten, dass Till irgendwie anders war. Mit ihm würde sie sich vielleicht gut verstehen, vielleicht richtige Freunde werden. Judith wunderte sich über sich selbst. Aber das war halt so. Beide beratschlagten, was sie tun sollten. Judith sagte: "Am liebsten würde ich zum Mond fliegen. Aber das geht ja nicht."
"Klar geht das", entgegnete Till. "Ich habe das schon öfters gemacht."
Judith wollte es nicht glauben. Das konnte einfach nicht gehen. Aber Till fragte, ob Judith ein Fahrrad hätte und ob sie damit fahren könnte. Klar hatte sie ein Rad, klar konnte sie damit rumrasen, wenn’s drauf ankam.
"Fahr nicht wie eine gesengte Sau!" schrie Vati ihr oft genug hinterher. Und Mutti sagte ihm, er solle sich anders ausdrücken.
Till schickte Judith das Rad holen und wollte die andern Sachen besorgen. Die Kinder trennten sich, denn Till wohnte genau in der entgegen gesetzten Richtung. Aber überhaupt nicht weit.
Judith trottete los. Zum Mond - das ging nicht. Aber man konnte so spielen als ob. Würde bestimmt lustig werden.