德语故事:Plüsch-Protest(3)
"Tu es nicht!", wollten ihn die Pomade-Teddys, jene klügsten der klugen, noch warnen. Zu spät! Ihr Freund hatte bereits die erste Tube aufgeschraubt und betrachtete hingerissen die hervorquellende, strahlendweiße Paste.
"Knut, runter vom Platz Eins der Schmusetier-Hitparade. Jetzt sind wir dran!" Ohne auch nur eine einzige Sekunde zu zögern, klatschte er sich die Creme auf Arme, Beine und den Bauch und massierte sie gründlichst ins Fell ein.
"Weiß wie mit Persil gewaschen!", murmelte er stolz.
Seinen entgeisterten Kameraden war vor lauter Schrecken das Brummen vergangen. Aus weit aufgerissenen Augen starrten sie den Bärenjungen an, der inzwischen schon mit der dritten Riesentube zugange war. Zahnpasta verklumpt schnell zu zäher Pampe. Das musste dann auch unser Brummi einsehen. Sein schönes, einst samtweiches Fell war zum schmierig braunweiß-fleckigen, kratzigen Borstenkleid geworden, das zusätzlich zu jucken begann. Verzweifelt jammerte er vor sich hin.
"Kannst als geschecktes Zebra im Zirkus auftreten!", versetzte ihm Strubbel.
Rache ist schließlich süß.
Der Bärenjunge rieb sich die Borsten, jedoch vergebens.
"Wie werde ich diesen Mist bloß wieder los!?", jammerte er.
Mitleidig dachten alle Bären nochmals scharf nach.
"Vielleicht mit ’nem Schrubber?"
Prompt spielte Brummis Magen Waschmaschine.
"Spinnt ihr, wollt ihr mich umbringen?"
Nein, wollten sie nicht. Dazu hatten sie den Schlingel viel zu gern.
Es hagelte Vorschläge. Indes protestierte das Flecken-Zebra gegen alles aufs heftigste.
Endlich meldeten sich die Pomade-Teddys zu Wort:
"Der badet doch gerne. Nix wie rein ins heiße Vergnügen!" Sie griffen sich den wimmernden, strampelnden Brummi und steckten ihn kurzerhand in eine extra große New-Born-Baby-Badewanne. Nach anfänglichem Entsetzen wegen der Hitze stellte Brummi dann sichtlich erleichtert fest, dass sich nach und nach die Krusten aus seinem Pelz lösten und lediglich gleich Mini-Eisbergen um ihn herum schwammen.
"Wie am Pol. Nur sind se da nicht aus Zahnpasta!"
Anscheinend herrschte an seinem Badewannenäquator wahrlich Hochsommer, denn die Krusten wurden innerhalb von Sekunden zu Schlieren, die sich in den Weiten des Wassers verliefen. Brummi war zwar gerettet, er wieder ein brauner Bär, aber seelisch erheblich angeknackst.
"Niie wiieeder!", beteuerte er wieder und wieder.
"Armer Brummi!", munkelten die Teddys untereinander erschüttert und verspürten soo gar keinen Drang mehr, dem etwa nachzueifern.
Kurz darauf dagegen karrten sie alle gemeinsam den Bollerwagen samt der vermaledeiten Zahnpasta dorthin zurück, wo sie hingehörte. Sofort eilten die Puppen herbei. Ihnen voran der Puppenjunge Ken, mit der Absicht, möglichst rasch sein strahlendweißes Filmstar-Lächeln aufzufrischen, mit dem er infolge seine Barbie aufs Neue nachdrücklichst zu beeindrucken gedachte.
"Ob dafür die dreißig Kilo wohl ausreichen ...?" Die Affen bemächtigten sich ihres Bollerwagens und anschließend dann beachtlich fix sämtlicher Bananen aus der Kaufladen-Abteilung. Tags drauf hielten sich diese Schleckermäuler ihre verdächtig geblähten Stoffbäuche. Mehr als fünf Bananen nacheinander verträgt selbst der stärkste Affenmagen nicht.
Nachdem Brummis Aktion dermaßen in die Hose gegangen war, saßen die armen Teddys kurzzeitig recht ratlos beieinander. Um sich gegenseitig diesbezüglich keine Blöße zu geben, kratzten sie sich minutenlang äußerst wichtigtuerisch hinter den Ohren, meinten Hm und Ach, was ihnen aber auch nicht weiter half. So etwas Schwieriges war ihnen noch nie abverlangt worden. Die ungewohnte Anstrengung zerrte, nicht nur an den Nerven. Sie gerieten in die Gefahr, ihr kuscheliges Teddy-Outfit zu verlieren, was für Stoffbären einem Todesurteil gleichkam.
"Uns muss einfach etwas einfallen!", mahnten Mama und Papa Bär, die sich mittlerweile ernste Sorgen machten. Alles nickte und überlegte noch fieberhafter als bislang.
"Wir veranstalten eine Demo!", rief ein junger Bär in Hauptsache-sich-Auflehn-Stimmung.
"Wie und wo denn?". fragten die Anderen interessiert.
"Die Achtung-Schilder dafür holen wir uns aus der Eisenbahnabteilung. Auf die Rückseiten schreiben wir Schlagwörter!"
Prompt wurden die Teddys wieder munter und es hagelte Vorschläge:
"Knut ist doof!"
"Knut - das Eisbären-Weichei!"
"Knut - die Heulboje!"
Doch es geriet auch heftiger:
"Knut - die eingebildete Wollkugel!"
"Kneifzange Knut!"
"Knut - zukünftige Gefahr für alle!"
Besonders das Letzte gefiel ihnen ausgesprochen gut.
"Und: Wir Teddys bleiben immer lieb!! darf auf keinen Fall fehlen!", stellte ein Bärenmädchen fest. "Aber unbedingt mit zwei Rufzeichen!!" Allgemeine Begeisterung.
"Wir versammeln uns vorm Eingang und stellen uns so hin, dass kein Mensch mehr an uns vorbei kann. Die lesen dann unsere Sprüche und Knut kann einpacken. Ihr werdet sehen!", trumpfte ein Bär auf.
Mit Feuereifer waren sie bei der Sache. Bald hielten sie stolz die fertigen Plakate in den Tatzen. Das Schild mit ’Wir Teddys bleiben immer lieb!!` hatten sie noch liebevollst mit zahlreichen kleinen und großen roten Herzen verziert. In der Nacht war vor lauter Aufregung an Schlaf kaum zu denken.
"Ab morgen wird für uns alles besser!"
"Die Kinder werden uns wieder lieb haben und den ollen Knut vergessen!"