Der gläserne Sarg
分类: 德语
时间: 2023-03-04 09:01:00
作者: 全国等级考试资料网
Sage niemand, da? ein armer Schneider es nicht weit bringen und nicht zu hohen Ehren gelangen k?nne, es ist weiter gar nichts n?tig, als da? er an die rechte Schmiede kommt und, was die Hauptsache ist, da? es ihm glückt. Ein solches artiges und behendes Schneiderbürschchen ging einmal seiner Wanderschaft nach und kam in einen gro?en Wald, und weil es den Weg nicht wu?te, verirrte es sich. Die Nacht brach ein, und es blieb ihm nichts übrig, als in dieser schauerlichen Einsamkeit ein Lager zu suchen. Auf dem weichen Moose h?tte er freilich ein gutes Bett gefunden, allein die Furcht vor den wilden Tieren lie? ihm da keine Ruhe, und er mu?te sich endlich entschlie?en, auf einem Baume zu übernachten. Er suchte eine hohe Eiche, stieg bis in den Gipfel hinauf und dankte Gott, da? er sein Bügeleisen bei sich trug, weil ihn sonst der Wind, der über die Gipfel der B?ume wehete, weggeführt h?tte.
Nachdem er einige Stunden in der Finsternis, nicht ohne Zittern und Zagen, zugebracht hatte, erblickte er in geringer Entfernung den Schein eines Lichtes; und weil er dachte, da? da eine menschliche Wohnung sein m?chte, wo er sich besser befinden würde als auf den ?sten eines Baums, so stieg er vorsichtig herab und ging dem Lichte nach. Es leitete ihn zu einem kleinen H?uschen, das aus Rohr und Binsen geflochten war. Er klopfte mutig an, die Türe ?ffnete sich, und bei dem Scheine des herausfallenden Lichtes sah er ein altes eisgraues M?nnchen, das ein von buntfarbigen Lappen zusammengesetztes Kleid anhatte. ’Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?’ fragte es mit einer schnarrenden Stimme. ’Ich bin ein armer Schneider,’ antwortete er, ’den die Nacht hier in der Wildnis überfallen hat, und bitte Euch inst?ndig, mich bis morgen in Eurer Hütte aufzunehmen.’ ’Geh deiner Wege,’ erwiderte der Alte mit mürrischem Tone, ’mit Landstreichern will ich nichts zu schaffen haben; suche dir anderw?rts ein Unterkommen.’ Nach diesen Worten wollte er wieder in sein Haus schlüpfen, aber der Schneider hielt ihn am Rockzipfel fest und bat so beweglich, da? der Alte, der so b?se nicht war, als er sich anstellte, endlich erweicht ward und ihn mit in seine Hütte nahm, wo er ihm zu essen gab und dann in einem Winkel ein ganz gutes Nachtlager anwies.
Der müde Schneider brauchte keines Einwiegens, sondern schlief sanft bis an den Morgen, würde auch noch nicht an das Aufstehen gedacht haben, wenn er nicht von einem lauten L?rm w?re aufgeschreckt worden. Ein heftiges Schreien und Brüllen drang durch die dünnen W?nde des Hauses. Der Schneider, den ein unerwarteter Mut überkam, sprang auf, zog in der Hast seine Kleider an und eilte hinaus. Da erblickte er nahe bei dem H?uschen einen gro?en schwarzen Stier und einen sch?nen Hirsch, die in dem heftigsten Kampfe begriffen waren. Sie gingen mit so gro?er Wut aufeinander los, da? von ihrem Getrampel der Boden erzitterte, und die Luft von ihrem Geschrei erdr?hnte. Es war lange ungewi?, welcher von beiden den Sieg davontragen würde: endlich stie? der Hirsch seinem Gegner das Geweih in den Leib, worauf der Stier mit entsetzlichem Brüllen zur Erde sank, und durch einige Schl?ge des Hirsches v?llig get?tet ward.
Der Schneider, welcher dem Kampfe mit Erstaunen zugesehen hatte, stand noch unbeweglich da, als der Hirsch in vollen Sprüngen auf ihn zueilte und ihn, ehe er entfliehen konnte, mit seinem gro?en Geweihe geradezu aufgabelte. Er konnte sich nicht lange besinnen, denn es ging schnellen Laufes fort über Stock und Stein, Berg und Tal, Wiese und Wald. Er hielt sich mit beiden H?nden an den Enden des Geweihes fest und überlie? sich seinem Schicksal. Es kam ihm aber nicht anders vor, als fl?ge er davon. Endlich hielt der Hirsch vor einer Felsenwand still und lie? den Schneider sanft herabfallen. Der Schneider, mehr tot als lebendig, bedurfte l?ngerer Zeit, um wieder zur Besinnung zu kommen. Als er sich einigerma?en erholt hatte, stie? der Hirsch, der neben ihm stehen geblieben war, sein Geweih mit solcher Gewalt gegen eine in dem Felsen befindliche Türe, da? sie aufsprang. Feuerflammen schlugen heraus, auf welche ein gro?er Dampf folgte, der den Hirsch seinen Augen entzog. Der Schneider wu?te nicht, was er tun und wohin er sich wenden sollte, um aus dieser Ein?de wieder unter Menschen zu gelangen. Indem er also unschlüssig stand, t?nte eine Stimme aus dem Felsen, die ihm zurief ’tritt ohne Furcht herein, dir soll kein Leid widerfahren.’ Er zauderte zwar, doch, von einer heimlichen Gewalt angetrieben, gehorchte er der Stimme und gelangte durch die eiserne Tür in einen gro?en ger?umigen Saal, dessen Decke, W?nde und Boden aus gl?nzend geschliffenen Quadratsteinen bestanden, auf deren jedem ihm unbekannte Zeichen eingehauen waren. Er betrachtete alles voll Bewunderung und war eben im Begriff, wieder hinauszugehen, als er abermals die Stimme vernahm, welche ihm sagte ’tritt auf den Stein, der in der Mitte des Saales liegt, und dein wartet gro?es Glück.’
Sein Mut war schon so weit gewachsen, da? er dem Befehle Folge leistete. Der Stein begann unter seinen Fü?en nachzugeben und sank langsam in die Tiefe hinab. Als er wieder feststand und der Schneider sich umsah, befand er sich in einem Saale, der an Umfang dem vorigen gleich war. Hier aber gab es mehr zu betrachten und zu bewundern. In die W?nde waren Vertiefungen eingehauen, in welchen Gef??e von durchsichtigem Glase standen, die mit farbigem Spiritus oder mit einem bl?ulichen Rauche angefüllt waren. Auf dem Boden des Saales standen, einander gegenüber, zwei gro?e gl?serne Kasten, die sogleich seine Neugierde reizten. Indem er zu dem einen trat, erblickte er darin ein sch?nes Geb?ude, einem Schlosse ?hnlich, von Wirtschaftsgeb?uden, St?llen und Scheuern und einer Menge anderer artigen Sachen umgeben. Alles war klein, aber überaus sorgf?ltig und zierlich gearbeitet, und schien von einer kunstreichen Hand mit der h?chsten Genauigkeit ausgeschnitzt zu sein.
Er würde seine Augen von der Betrachtung dieser Seltenheiten noch nicht abgewendet haben, wenn sich nicht die Stimme abermals h?tte h?ren lassen. Sie forderte ihn auf, sich umzukehren und den gegenüberstehenden Glaskasten zu beschauen. Wie stieg seine Verwunderung, als er darin ein M?dchen von gr??ter Sch?nheit erblickte. Es lag wie im Schlafe, und war in lange blonde Haare wie in einen kostbaren Mantel eingehüllt. Die Augen waren fest geschlossen, doch die lebhafte Gesichtsfarbe und ein Band, das der Atem hin und her bewegte, lie?en keinen Zweifel an ihrem Leben. Der Schneider betrachtete die Sch?ne mit klopfendem Herzen, als sie pl?tzlich die Augen aufschlug und bei seinem Anblick in freudigem Schrecken zusammenfuhr. ’Gerechter Himmel,’ rief sie, ’meine Befreiung naht! geschwind, geschwind, hilf mir aus meinem Gef?ngnis: wenn du den Riegel an diesem gl?sernen Sarg wegschiebst, so bin ich erl?st.’ Der Schneider gehorchte ohne Zaudern, alsbald hob sie den Glasdeckel in die H?he, stieg heraus und eilte in die Ecke des Saals, wo sie sich in einen weiten Mantel verhüllte. Dann setzte sie sich auf einen Stein nieder, hie? den jungen Mann herangehen, und nachdem sie einen freundlichen Ku? auf seinen Mund gedrückt hatte, sprach sie ’mein lang ersehnter Befreier, der gütige Himmel hat mich zu dir geführt und meinen Leiden ein Ziel gesetzt. An demselben Tage, wo sie endigen, soll dein Glück beginnen. Du bist der vom Himmel bestimmte Gemahl, und sollst, von mir geliebt und mit allen irdischen Gütern überh?uft, in ungest?rter Freud dein Leben zubringen. Sitz nieder und h?re die Erz?hlung meines Schicksals.
Ich bin die Tochter eines reichen Grafen. Meine Eltern starben, als ich noch in zarter Jugend war, und empfahlen mich in ihrem letzten Willen meinem ?lteren Bruder, bei dem ich auferzogen wurde. Wir liebten uns so z?rtlich und waren so übereinstimmend in unserer Denkungsart und unsern Neigungen, da? wir beide den Entschlu? fa?ten, uns niemals zu verheiraten, sondern bis an das Ende unseres Lebens beisammen zu bleiben. In unserm Hause war an Gesellschaft nie Mangel: Nachbarn und Freunde besuchten uns h?ufig, und wir übten gegen alle die Gastfreundschaft in vollem Ma?e. So geschah es auch eines Abends, da? ein Fremder in unser Schlo? geritten kam und unter dem Vorgeben, den n?chsten Ort nicht mehr erreichen zu k?nnen, um ein Nachtlager bat. Wir gew?hrten seine Bitte mit zuvorkommender H?flichkeit, und er unterhielt uns w?hrend des Abendessens mit seinem Gespr?che und eingemischten Erz?hlungen auf das anmutigste. Mein Bruder hatte ein so gro?es Wohlgefallen an ihm, da? er ihn bat, ein paar Tage bei uns zu verweilen, wozu er nach einigem Weigern einwilligte. Wir standen erst sp?t in der Nacht vom Tische auf, dem Fremden wurde ein Zimmer angewiesen, und ich eilte, ermüdet, wie ich war, meine Glieder in die weichen Federn zu senken. Kaum war ich ein wenig eingeschlummert, so weckten mich die T?ne einer zarten und lieblichen Musik. Da ich nicht begreifen konnte, woher sie kamen, so wollte ich mein im Nebenzimmer schlafendes Kammerm?dchen rufen, allein zu meinem Erstaunen fand ich, da? mir, als lastete ein Alp auf meiner Brust, von einer unbekannten Gewalt die Sprache benommen und ich unverm?gend war, den geringsten Laut von mir zu geben. Indem sah ich bei dem Schein der Nachtlampe den Fremden in mein durch zwei Türen fest verschlossenes Zimmer eintreten. Er n?herte sich mir und sagte, da? er durch Zauberkr?fte, die ihm zu Gebote st?nden, die liebliche Musik habe ert?nen lassen, um mich aufzuwecken, und dringe jetzt selbst durch alle Schl?sser in der Absicht, mir Herz und Hand anzubieten. Mein Widerwille aber gegen seine Zauberkünste war so gro?, da? ich ihn keiner Antwort würdigte. Er blieb eine Zeitlang unbeweglich stehen, wahrscheinlich in der Absicht, einen günstigen Entschlu? zu erwarten, als ich aber fortfuhr zu schweigen, erkl?rte er zornig, da? er sich r?chen und Mittel finden werde, meinen Hochmut zu bestrafen, worauf er das Zimmer wieder verlie?. Ich brachte die Nacht in h?chster Unruhe zu und schlummerte erst gegen Morgen ein. Als ich erwacht war, eilte ich zu meinem Bruder, um ihn von dem, was vorgefallen war, zu benachrichtigen, allein ich fand ihn nicht auf seinem Zimmer, und der Bediente sagte mir, da? er bei anbrechendem Tage mit dem Fremden auf die Jagd geritten sei.
Mir ahnete gleich nichts Gutes. Ich kleidete mich schnell an, lie? meinen Leibzelter satteln und ritt, nur von einem Diener begleitet, in vollem Jagen nach dem Walde. Der Diener stürzte mit dem Pferde und konnte mir, da das Pferd den Fu? gebrochen hatte, nicht folgen. Ich setzte, ohne mich aufzuhalten, meinen Weg fort, und in wenigen Minuten sah ich den Fremden mit einem sch?nen Hirsch, den er an der Leine führte, auf mich zukommen. Ich fragte ihn, wo er meinen Bruder gelassen habe und wie er zu diesem Hirsche gelangt sei, aus dessen gro?en Augen ich Tr?nen flie?en sah. Anstatt mir zu antworten, fing er an laut aufzulachen. Ich geriet darüber in h?chsten Zorn, zog eine Pistole und drückte sie gegen das Ungeheuer ab, aber die Kugel prallte von seiner Brust zurück und fuhr in den Kopf meines Pferdes. Ich stürzte zur Erde, und der Fremde murmelte einige Worte, die mir das Bewu?tsein raubten.
Als ich wieder zur Besinnung kam, fand ich mich in dieser unterirdischen Gruft in einem gl?sernen Sarge. Der Schwarzkünstler erschien nochmals, sagte, da? er meinen Bruder in einen Hirsch verwandelt, mein Schlo? mit allem Zubeh?r verkleinert in den andern Glaskasten eingeschlossen und meine in Rauch verwandelten Leute in Glasflaschen gebannt h?tte. Wolle ich mich jetzt seinem Wunsche fügen, so sei ihm ein leichtes, alles wieder in den vorigen Stand zu setzen: er brauche nur die Gef??e zu ?ffnen, so werde alles wieder in die natürliche Gestalt zurückkehren. Ich antwortete ihm so wenig als das erstemal. Er verschwand und lie? mich in meinem Gef?ngnisse liegen, in welchem mich ein tiefer Schlaf befiel. Unter den Bildern, welche an meiner Seele vorübergingen, war auch das tr?stliche, da? ein junger Mann kam und mich befreite, und als ich heute die Augen ?ffne, so erblicke ich dich und sehe meinen Traum erfüllt. Hilf mir vollbringen, was in jenem Gesichte noch weiter geschah. Das erste ist, da? wir den Glaskasten, in welchem mein Schlo? sich befindet, auf jenen breiten Stein heben.’
Der Stein, sobald er beschwert war, hob sich mit dem Fr?ulein und dem Jüngling in die H?he und stieg durch die ?ffnung der Decke in den obern Saal, wo sie dann leicht ins Freie gelangen konnten. Hier ?ffnete das Fr?ulein den Deckel, und es war wunderbar anzusehen, wie Schlo?, H?user und Geh?fte sich ausdehnten und in gr??ter Schnelligkeit zu natürlicher Gr??e heranwuchsen. Sie kehrten darauf in die unterirdische H?hle zurück und lie?en die mit Rauch gefüllten Gl?ser von dem Steine herauftragen. Kaum hatte das Fr?ulein die Flaschen ge?ffnet, so drang der blaue Rauch heraus und verwandelte sich in lebendige Menschen, in welchen das Fr?ulein ihre Diener und Leute erkannte. Ihre Freude ward noch vermehrt, als ihr Bruder, der den Zauberer in dem Stier get?tet hatte, in menschlicher Gestalt aus dem Walde herankam, und noch denselben Tag reichte das Fr?ulein, ihrem Versprechen gem??, dem glücklichen Schneider die Hand am Altare.
Nachdem er einige Stunden in der Finsternis, nicht ohne Zittern und Zagen, zugebracht hatte, erblickte er in geringer Entfernung den Schein eines Lichtes; und weil er dachte, da? da eine menschliche Wohnung sein m?chte, wo er sich besser befinden würde als auf den ?sten eines Baums, so stieg er vorsichtig herab und ging dem Lichte nach. Es leitete ihn zu einem kleinen H?uschen, das aus Rohr und Binsen geflochten war. Er klopfte mutig an, die Türe ?ffnete sich, und bei dem Scheine des herausfallenden Lichtes sah er ein altes eisgraues M?nnchen, das ein von buntfarbigen Lappen zusammengesetztes Kleid anhatte. ’Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?’ fragte es mit einer schnarrenden Stimme. ’Ich bin ein armer Schneider,’ antwortete er, ’den die Nacht hier in der Wildnis überfallen hat, und bitte Euch inst?ndig, mich bis morgen in Eurer Hütte aufzunehmen.’ ’Geh deiner Wege,’ erwiderte der Alte mit mürrischem Tone, ’mit Landstreichern will ich nichts zu schaffen haben; suche dir anderw?rts ein Unterkommen.’ Nach diesen Worten wollte er wieder in sein Haus schlüpfen, aber der Schneider hielt ihn am Rockzipfel fest und bat so beweglich, da? der Alte, der so b?se nicht war, als er sich anstellte, endlich erweicht ward und ihn mit in seine Hütte nahm, wo er ihm zu essen gab und dann in einem Winkel ein ganz gutes Nachtlager anwies.
Der müde Schneider brauchte keines Einwiegens, sondern schlief sanft bis an den Morgen, würde auch noch nicht an das Aufstehen gedacht haben, wenn er nicht von einem lauten L?rm w?re aufgeschreckt worden. Ein heftiges Schreien und Brüllen drang durch die dünnen W?nde des Hauses. Der Schneider, den ein unerwarteter Mut überkam, sprang auf, zog in der Hast seine Kleider an und eilte hinaus. Da erblickte er nahe bei dem H?uschen einen gro?en schwarzen Stier und einen sch?nen Hirsch, die in dem heftigsten Kampfe begriffen waren. Sie gingen mit so gro?er Wut aufeinander los, da? von ihrem Getrampel der Boden erzitterte, und die Luft von ihrem Geschrei erdr?hnte. Es war lange ungewi?, welcher von beiden den Sieg davontragen würde: endlich stie? der Hirsch seinem Gegner das Geweih in den Leib, worauf der Stier mit entsetzlichem Brüllen zur Erde sank, und durch einige Schl?ge des Hirsches v?llig get?tet ward.
Der Schneider, welcher dem Kampfe mit Erstaunen zugesehen hatte, stand noch unbeweglich da, als der Hirsch in vollen Sprüngen auf ihn zueilte und ihn, ehe er entfliehen konnte, mit seinem gro?en Geweihe geradezu aufgabelte. Er konnte sich nicht lange besinnen, denn es ging schnellen Laufes fort über Stock und Stein, Berg und Tal, Wiese und Wald. Er hielt sich mit beiden H?nden an den Enden des Geweihes fest und überlie? sich seinem Schicksal. Es kam ihm aber nicht anders vor, als fl?ge er davon. Endlich hielt der Hirsch vor einer Felsenwand still und lie? den Schneider sanft herabfallen. Der Schneider, mehr tot als lebendig, bedurfte l?ngerer Zeit, um wieder zur Besinnung zu kommen. Als er sich einigerma?en erholt hatte, stie? der Hirsch, der neben ihm stehen geblieben war, sein Geweih mit solcher Gewalt gegen eine in dem Felsen befindliche Türe, da? sie aufsprang. Feuerflammen schlugen heraus, auf welche ein gro?er Dampf folgte, der den Hirsch seinen Augen entzog. Der Schneider wu?te nicht, was er tun und wohin er sich wenden sollte, um aus dieser Ein?de wieder unter Menschen zu gelangen. Indem er also unschlüssig stand, t?nte eine Stimme aus dem Felsen, die ihm zurief ’tritt ohne Furcht herein, dir soll kein Leid widerfahren.’ Er zauderte zwar, doch, von einer heimlichen Gewalt angetrieben, gehorchte er der Stimme und gelangte durch die eiserne Tür in einen gro?en ger?umigen Saal, dessen Decke, W?nde und Boden aus gl?nzend geschliffenen Quadratsteinen bestanden, auf deren jedem ihm unbekannte Zeichen eingehauen waren. Er betrachtete alles voll Bewunderung und war eben im Begriff, wieder hinauszugehen, als er abermals die Stimme vernahm, welche ihm sagte ’tritt auf den Stein, der in der Mitte des Saales liegt, und dein wartet gro?es Glück.’
Sein Mut war schon so weit gewachsen, da? er dem Befehle Folge leistete. Der Stein begann unter seinen Fü?en nachzugeben und sank langsam in die Tiefe hinab. Als er wieder feststand und der Schneider sich umsah, befand er sich in einem Saale, der an Umfang dem vorigen gleich war. Hier aber gab es mehr zu betrachten und zu bewundern. In die W?nde waren Vertiefungen eingehauen, in welchen Gef??e von durchsichtigem Glase standen, die mit farbigem Spiritus oder mit einem bl?ulichen Rauche angefüllt waren. Auf dem Boden des Saales standen, einander gegenüber, zwei gro?e gl?serne Kasten, die sogleich seine Neugierde reizten. Indem er zu dem einen trat, erblickte er darin ein sch?nes Geb?ude, einem Schlosse ?hnlich, von Wirtschaftsgeb?uden, St?llen und Scheuern und einer Menge anderer artigen Sachen umgeben. Alles war klein, aber überaus sorgf?ltig und zierlich gearbeitet, und schien von einer kunstreichen Hand mit der h?chsten Genauigkeit ausgeschnitzt zu sein.
Er würde seine Augen von der Betrachtung dieser Seltenheiten noch nicht abgewendet haben, wenn sich nicht die Stimme abermals h?tte h?ren lassen. Sie forderte ihn auf, sich umzukehren und den gegenüberstehenden Glaskasten zu beschauen. Wie stieg seine Verwunderung, als er darin ein M?dchen von gr??ter Sch?nheit erblickte. Es lag wie im Schlafe, und war in lange blonde Haare wie in einen kostbaren Mantel eingehüllt. Die Augen waren fest geschlossen, doch die lebhafte Gesichtsfarbe und ein Band, das der Atem hin und her bewegte, lie?en keinen Zweifel an ihrem Leben. Der Schneider betrachtete die Sch?ne mit klopfendem Herzen, als sie pl?tzlich die Augen aufschlug und bei seinem Anblick in freudigem Schrecken zusammenfuhr. ’Gerechter Himmel,’ rief sie, ’meine Befreiung naht! geschwind, geschwind, hilf mir aus meinem Gef?ngnis: wenn du den Riegel an diesem gl?sernen Sarg wegschiebst, so bin ich erl?st.’ Der Schneider gehorchte ohne Zaudern, alsbald hob sie den Glasdeckel in die H?he, stieg heraus und eilte in die Ecke des Saals, wo sie sich in einen weiten Mantel verhüllte. Dann setzte sie sich auf einen Stein nieder, hie? den jungen Mann herangehen, und nachdem sie einen freundlichen Ku? auf seinen Mund gedrückt hatte, sprach sie ’mein lang ersehnter Befreier, der gütige Himmel hat mich zu dir geführt und meinen Leiden ein Ziel gesetzt. An demselben Tage, wo sie endigen, soll dein Glück beginnen. Du bist der vom Himmel bestimmte Gemahl, und sollst, von mir geliebt und mit allen irdischen Gütern überh?uft, in ungest?rter Freud dein Leben zubringen. Sitz nieder und h?re die Erz?hlung meines Schicksals.
Ich bin die Tochter eines reichen Grafen. Meine Eltern starben, als ich noch in zarter Jugend war, und empfahlen mich in ihrem letzten Willen meinem ?lteren Bruder, bei dem ich auferzogen wurde. Wir liebten uns so z?rtlich und waren so übereinstimmend in unserer Denkungsart und unsern Neigungen, da? wir beide den Entschlu? fa?ten, uns niemals zu verheiraten, sondern bis an das Ende unseres Lebens beisammen zu bleiben. In unserm Hause war an Gesellschaft nie Mangel: Nachbarn und Freunde besuchten uns h?ufig, und wir übten gegen alle die Gastfreundschaft in vollem Ma?e. So geschah es auch eines Abends, da? ein Fremder in unser Schlo? geritten kam und unter dem Vorgeben, den n?chsten Ort nicht mehr erreichen zu k?nnen, um ein Nachtlager bat. Wir gew?hrten seine Bitte mit zuvorkommender H?flichkeit, und er unterhielt uns w?hrend des Abendessens mit seinem Gespr?che und eingemischten Erz?hlungen auf das anmutigste. Mein Bruder hatte ein so gro?es Wohlgefallen an ihm, da? er ihn bat, ein paar Tage bei uns zu verweilen, wozu er nach einigem Weigern einwilligte. Wir standen erst sp?t in der Nacht vom Tische auf, dem Fremden wurde ein Zimmer angewiesen, und ich eilte, ermüdet, wie ich war, meine Glieder in die weichen Federn zu senken. Kaum war ich ein wenig eingeschlummert, so weckten mich die T?ne einer zarten und lieblichen Musik. Da ich nicht begreifen konnte, woher sie kamen, so wollte ich mein im Nebenzimmer schlafendes Kammerm?dchen rufen, allein zu meinem Erstaunen fand ich, da? mir, als lastete ein Alp auf meiner Brust, von einer unbekannten Gewalt die Sprache benommen und ich unverm?gend war, den geringsten Laut von mir zu geben. Indem sah ich bei dem Schein der Nachtlampe den Fremden in mein durch zwei Türen fest verschlossenes Zimmer eintreten. Er n?herte sich mir und sagte, da? er durch Zauberkr?fte, die ihm zu Gebote st?nden, die liebliche Musik habe ert?nen lassen, um mich aufzuwecken, und dringe jetzt selbst durch alle Schl?sser in der Absicht, mir Herz und Hand anzubieten. Mein Widerwille aber gegen seine Zauberkünste war so gro?, da? ich ihn keiner Antwort würdigte. Er blieb eine Zeitlang unbeweglich stehen, wahrscheinlich in der Absicht, einen günstigen Entschlu? zu erwarten, als ich aber fortfuhr zu schweigen, erkl?rte er zornig, da? er sich r?chen und Mittel finden werde, meinen Hochmut zu bestrafen, worauf er das Zimmer wieder verlie?. Ich brachte die Nacht in h?chster Unruhe zu und schlummerte erst gegen Morgen ein. Als ich erwacht war, eilte ich zu meinem Bruder, um ihn von dem, was vorgefallen war, zu benachrichtigen, allein ich fand ihn nicht auf seinem Zimmer, und der Bediente sagte mir, da? er bei anbrechendem Tage mit dem Fremden auf die Jagd geritten sei.
Mir ahnete gleich nichts Gutes. Ich kleidete mich schnell an, lie? meinen Leibzelter satteln und ritt, nur von einem Diener begleitet, in vollem Jagen nach dem Walde. Der Diener stürzte mit dem Pferde und konnte mir, da das Pferd den Fu? gebrochen hatte, nicht folgen. Ich setzte, ohne mich aufzuhalten, meinen Weg fort, und in wenigen Minuten sah ich den Fremden mit einem sch?nen Hirsch, den er an der Leine führte, auf mich zukommen. Ich fragte ihn, wo er meinen Bruder gelassen habe und wie er zu diesem Hirsche gelangt sei, aus dessen gro?en Augen ich Tr?nen flie?en sah. Anstatt mir zu antworten, fing er an laut aufzulachen. Ich geriet darüber in h?chsten Zorn, zog eine Pistole und drückte sie gegen das Ungeheuer ab, aber die Kugel prallte von seiner Brust zurück und fuhr in den Kopf meines Pferdes. Ich stürzte zur Erde, und der Fremde murmelte einige Worte, die mir das Bewu?tsein raubten.
Als ich wieder zur Besinnung kam, fand ich mich in dieser unterirdischen Gruft in einem gl?sernen Sarge. Der Schwarzkünstler erschien nochmals, sagte, da? er meinen Bruder in einen Hirsch verwandelt, mein Schlo? mit allem Zubeh?r verkleinert in den andern Glaskasten eingeschlossen und meine in Rauch verwandelten Leute in Glasflaschen gebannt h?tte. Wolle ich mich jetzt seinem Wunsche fügen, so sei ihm ein leichtes, alles wieder in den vorigen Stand zu setzen: er brauche nur die Gef??e zu ?ffnen, so werde alles wieder in die natürliche Gestalt zurückkehren. Ich antwortete ihm so wenig als das erstemal. Er verschwand und lie? mich in meinem Gef?ngnisse liegen, in welchem mich ein tiefer Schlaf befiel. Unter den Bildern, welche an meiner Seele vorübergingen, war auch das tr?stliche, da? ein junger Mann kam und mich befreite, und als ich heute die Augen ?ffne, so erblicke ich dich und sehe meinen Traum erfüllt. Hilf mir vollbringen, was in jenem Gesichte noch weiter geschah. Das erste ist, da? wir den Glaskasten, in welchem mein Schlo? sich befindet, auf jenen breiten Stein heben.’
Der Stein, sobald er beschwert war, hob sich mit dem Fr?ulein und dem Jüngling in die H?he und stieg durch die ?ffnung der Decke in den obern Saal, wo sie dann leicht ins Freie gelangen konnten. Hier ?ffnete das Fr?ulein den Deckel, und es war wunderbar anzusehen, wie Schlo?, H?user und Geh?fte sich ausdehnten und in gr??ter Schnelligkeit zu natürlicher Gr??e heranwuchsen. Sie kehrten darauf in die unterirdische H?hle zurück und lie?en die mit Rauch gefüllten Gl?ser von dem Steine herauftragen. Kaum hatte das Fr?ulein die Flaschen ge?ffnet, so drang der blaue Rauch heraus und verwandelte sich in lebendige Menschen, in welchen das Fr?ulein ihre Diener und Leute erkannte. Ihre Freude ward noch vermehrt, als ihr Bruder, der den Zauberer in dem Stier get?tet hatte, in menschlicher Gestalt aus dem Walde herankam, und noch denselben Tag reichte das Fr?ulein, ihrem Versprechen gem??, dem glücklichen Schneider die Hand am Altare.