Brüderchen und Schwesterchen
分类: 德语
时间: 2023-03-11 18:03:57
作者: 全国等级考试资料网
Brüderchen nahm sein Schwesterchen an der Hand und sprach: ?Seit die Mutter tot ist, haben wir keine gute Stunde mehr; die Stiefmutter schl?gt uns alle Tage, und wenn wir zu ihr kommen, st??t sie uns mit den Fü?en fort. Die harten Brotkrusten, die übrigbleiben, sind unsere Speise, und dem Hündlein unter dem Tisch geht’s besser: Dem wirft sie doch manchmal einen guten Bissen zu. Da? Gott erbarm, wenn das unsere Mutter wü?te! Komm, wir wollen miteinander in die weite Welt gehen.? Sie gingen den ganzen Tag über Wiesen, Felder und Steine, und wenn es regnete, sprach das Schwesterchen: ?Gott und unsere Herzen, die weinen zusammen!? Abends kamen sie in einen gro?en Wald und waren so müde von Jammer, Hunger und dem langen Weg, da? sie sich in einen hohlen Baum setzten und einschliefen.
Am andern Morgen, als sie aufwachten, stand die Sonne schon hoch am Himmel und schien hei? in den Baum hinein. Da sprach das Brüderchen: ?Schwesterchen, mich dürstet, wenn ich ein Brünnlein wü?te, ich ging und tr?nk einmal; ich mein, ich h?rt eins rauschen.?
Brüderchen stand auf, nahm Schwesterchen an der Hand, und sie wollten das Brünnlein suchen. Die b?se Stiefmutter aber war eine Hexe und hatte wohl gesehen, wie die beiden Kinder fortgegangen waren, war ihnen nachgeschlichen, heimlich, wie die Hexen schleichen, und hatte alle Brunnen im Walde verwünscht.
Als sie nun ein Brünnlein fanden, das so glitzerig über die Steine sprang, wollte das Brüderchen daraus trinken; aber das Schwesterchen h?rte, wie es im Rauschen sprach: ?Wer aus mir trinkt, wird ein Tiger, wer aus mir trinkt, wird ein Tiger.?
Da rief das Schwesterchen: ?Ich bitte dich, Brüderchen, trink nicht, sonst wirst du ein wildes Tier und zerrei?est mich.?
Das Brüderchen trank nicht, ob es gleich so gro?en Durst hatte, und sprach: ?Ich will warten bis zur n?chsten Quelle. Als sie zum zweiten Brünnlein kamen, h?rte das Schwesterchen, wie auch dieses sprach: ?Wer aus mir trinkt, wird ein Wolf, wer aus mir trinkt, wird ein Wolf!?
Da rief das Schwesterchen: ?Brüderchen, ich bitte dich, trink nicht, sonst wirst du ein Wolf und frissest mich.?
Das Brüderchen trank nicht und sprach: ?Ich will warten, bis wir zur n?chsten Quelle kommen, aber dann mu? ich trinken, du magst sagen, was du willst; mein Durst ist gar zu gro?.?
Und als sie zum dritten Brünnlein kamen, h?rte das Schwesterlein, wie es im Rauschen sprach: ?Wer aus mir trinkt, wird ein Reh. Wer aus mir trinkt, wird ein Reh.?
Das Schwesterchen sprach: ?Ach, Brüderchen, ich bitte dich, trink nicht, sonst wirst du ein Reh und l?ufst mir fort.?
Aber das Brüderchen hatte sich gleich beim Brünnlein niedergekniet, hinabgebeugt und von dem Wasser getrunken, und wie die ersten Tropfen auf seine Lippen gekommen waren, lag es da als ein Rehk?lbchen.
Nun weinte das Schwesterchen über das arme verwünschte Brüderchen, und das Rehchen weinte auch und sa? so traurig neben ihm. Da sprach das M?dchen endlich: ?Sei still, liebes Rehchen, ich will dich ja nimmermehr verlassen.? Dann band es sein goldenes Strumpfband ab und tat es dem Rehchen um den Hals und rupfte Binsen und flocht ein weiches Seil daraus. Daran band es das Tierchen und führte es weiter und ging immer tiefer in den Wald hinein. Und als sie lange, lange gegangen waren, kamen sie endlich an ein kleines Haus, und das M?dchen schaute hinein, und weil es leer war, dachte es: Hier k?nnen wir bleiben und wohnen. Da suchte es dem Rehchen Laub und Moos zu einem weichen Lager, und jeden Morgen ging es aus und sammelte sich Wurzeln, Beeren und Nüsse, und für das Rehchen brachte es zartes Gras mit, das fra? es ihm aus der Hand, war vergnügt und spielte vor ihm herum. Abends, wenn Schwesterchen müde war, legte es seinen Kopf auf den Rücken des Rehk?lbchens, das war sein Kissen, darauf es sanft einschlief. Und h?tte das Brüderchen nur seine menschliche Gestalt gehabt, es w?re ein herrliches Leben gewesen.
Das dauerte eine Zeitlang, da? sie so allein in der Wildnis waren. Es trug sich aber zu, da? der K?nig des Landes eine gro?e Jagd in dem Wald hielt. Da schallte das H?rnerblasen, Hundegebell und das lustige Geschrei der J?ger durch die B?ume, und das Rehlein h?rte es und w?re gar zu gerne dabeigewesen.
?Ach?, sprach es zum Schwesterlein, ?la? mich hinaus auf die Jagd, ich kann’s nicht l?nger mehr aushalten?, und bat so lange, bis es einwilligte.
?Aber?, sprach es zu ihm, ?komm mir ja abends wieder, vor den wilden J?gern schlie? ich mein Türlein; und damit ich dich kenne, so klopf und sprich: Mein Schwesterlein, la? mich herein; und wenn du nicht so sprichst, so schlie? ich mein Türlein nicht auf.? Nun sprang das Rehchen hinaus, und war ihm so wohl und war so lustig in freier Luft. Der K?nig und seine J?ger sahen das sch?ne Tier und setzten ihm nach, aber sie konnten es nicht einholen, und wenn sie meinten, sie h?tten es gewi?, da sprang es über das Gebüsch weg und war verschwunden. Als es dunkel ward, lief es zu dem H?uschen, klopfte und sprach: ?Mein Schwesterlein, la? mich herein!? Da ward ihm die kleine Tür aufgetan, es sprang hinein und ruhte sich die ganze Nacht auf seinem weichen Lager aus.
Am andern Morgen ging die Jagd von neuem an, und als das Rehlein wieder das Hifthorn h?rte und das Hoho der J?ger, da hatte es keine Ruhe und sprach: ?Schwesterchen, mach mir auf, ich mu? hinaus.?
Das Schwesterchen ?ffnete ihm die Türe und sprach: ?Aber zu Abend mu?t du wieder dasein und dein Sprüchlein sagen.? Als der K?nig und seine J?ger das Rehlein mit dem goldenen Halsband wieder sahen, jagten sie ihm alle nach, aber es war ihnen zu schnell und behend. Das w?hrte den ganzen Tag, endlich aber hatten es die J?ger abends umzingelt, und einer verwundete es ein wenig am Fu?, so da? es hinken mu?te und langsam fortlief. Da schlich ihm ein J?ger nach bis zu dem H?uschen und h?rte, wie es rief: ?Mein Schwesterlein, la? mich herein?, und sah, da? die Tür ihm aufgetan und alsbald wieder zugeschlossen ward. Der J?ger behielt das alles wohl im Sinn, ging zum K?nig und erz?hlte ihm, was er gesehen und geh?rt hatte. Da sprach der K?nig: ?Morgen soll noch einmal gejagt werden.?
Das Schwesterchen aber erschrak gewaltig, als es sah, da? sein Rehk?lbchen verwundet war. Es wusch ihm das Blut ab, legte Kr?uter auf und sprach: ?Geh auf dein Lager, lieb Rehchen, da? du wieder heil wirst.? Die Wunde aber war so gering, da? das Rehchen am Morgen nichts mehr davon spürte. Und als es die Jagdlust wieder drau?en h?rte, sprach es: ?Ich kann’s nicht aushalten, ich mu? dabeisein; so bald soll mich keiner kriegen.?
Das Schwesterchen weinte und sprach: ?Nun werden sie dich t?ten, und ich bin hier allein im Wald und bin verlassen von aller Welt; ich la? dich nicht hinaus.?
?So sterb ich dir hier vor Betrübnis?, antwortete das Rehchen, ?wenn ich das Hifthorn h?re, so mein ich, ich mü?t aus den Schuhen springen!?
Da konnte das Schwesterchen nicht anders und schlo? ihm mit schwerem Herzen die Tür auf, und das Rehchen sprang gesund und fr?hlich in den Wald.
Als es der K?nig erblickte, sprach er zu seinen J?gern: ?Nun jagt ihm nach den ganzen Tag bis in die Nacht, aber da? ihm keiner etwas zuleide tut.? Sobald die Sonne untergegangen war, sprach der K?nig zum J?ger: ?Nun komm und zeige mir das Waldh?uschen.? Und als er vor dem Türlein war, klopfte er an und rief: ?Lieb Schwesterlein, la? mich herein.? Da ging die Tür auf, und der K?nig trat herein, und da stand ein M?dchen, das war so sch?n, wie er noch keins gesehen hatte. Das M?dchen erschrak, als es sah, da? nicht sein Rehlein, sondern ein Mann hereinkam, der eine goldene Krone auf dem Haupt hatte. Aber der K?nig sah es freundlich an, reichte ihm die Hand und sprach: ?Willst du mit mir gehen auf mein Schlo? und meine liebe Frau sein??
?Ach ja?, antwortete das M?dchen, ?aber das Rehchen mu? auch mit, das verla? ich nicht.? Sprach der K?nig: ?Es soll bei dir bleiben, solange du lebst, und soll ihm an nichts fehlen.? Indem kam es hereingesprungen, da band es das Schwesterchen wieder an das Binsenseil, nahm es selbst in die Hand und ging mit ihm aus dem Waldh?uschen fort.
Der K?nig nahm das sch?ne M?dchen auf sein Pferd und führte es in sein Schlo?, wo die Hochzeit mit gro?er Pracht gefeiert wurde, und war es nun die Frau K?nigin, und lebten sie lange Zeit vergnügt zusammen; das Rehlein ward gehegt und gepflegt und sprang in dem Schlo?garten herum. Die b?se Stiefmutter aber, um derentwillen die Kinder in die Welt hineingegangen waren, die meinte nicht anders, als Schwesterchen w?re von den wilden Tieren im Walde zerrissen worden und Brüderchen als ein Rehkalb von den J?gern totgeschossen. Als sie nun h?rte, da? sie so glücklich waren und es ihnen so wohl ging, da wurden Neid und Mi?gunst in ihrem Herzen rege und lie?en ihr keine Ruhe, und sie hatte keinen andern Gedanken, als wie sie die beiden doch noch ins Unglück bringen k?nnte. Ihre rechte Tochter, die h??lich war wie die Nacht und nur ein Auge hatte, die machte ihr Vorwürfe und sprach: ?Eine K?nigin zu werden, das Glück h?tte mir gebührt.?
?Sei nur still?, sagte die Alte, und sprach sie zufrieden, ?wenn’s Zeit ist, will ich schon bei der Hand sein.? Als nun die Zeit herangerückt war und die K?nigin ein sch?nes Kn?blein zur Welt gebracht hatte und der K?nig gerade auf der Jagd war, nahm die alte Hexe die Gestalt der Kammerfrau an, trat in die Stube, wo die K?nigin lag, und sprach zu der Kranken: ?Kommt, das Bad ist fertig, das wird Euch wohltun und frische Kr?fte geben; geschwind, eh es kalt wird.? Ihre Tochter war auch bei der Hand, sie trugen die schwache K?nigin in die Badstube und legten sie in die Wanne; dann schlossen sie die Tür ab und liefen davon. In der Badstube aber hatten sie ein rechtes H?llenfeuer angemacht, da? die sch?ne junge K?nigin bald ersticken mu?te.
Als das vollbracht war, nahm die Alte ihre Tochter, setzte ihr eine Haube auf und legte sie ins Bett an der K?nigin Stelle. Sie gab ihr auch die Gestalt und das Ansehen der K?nigin, nur das verlorene Auge konnte sie ihr nicht wiedergeben. Damit es aber der K?nig nicht merkte, mu?te sie sich auf die Seite legen, wo sie kein Auge hatte. Am Abend, als er heimkam und h?rte, da? ihm ein S?hnlein geboren war, freute er sich herzlich und wollte ans Bett seiner lieben Frau gehen und sehen, was sie machte. Da rief die Alte geschwind: ?Beileibe, la?t die Vorh?nge zu, die K?nigin darf noch nicht ins Licht sehen und mu? Ruhe haben.? Der K?nig ging zurück und wu?te nicht, da? eine falsche K?nigin im Bette lag.
Als es aber Mitternacht war und alles schlief, da sah die Kinderfrau, die in der Kinderstube neben der Wiege sa? und allein noch wachte, wie die Türe aufging und die rechte K?nigin hereintrat. Sie nahm das Kind aus der Wiege, legte es in ihren Arm und gab ihm zu trinken. Dann schüttelte sie ihm sein Ki?chen, legte es wieder hinein und deckte es mit dem Deckbettchen zu. Sie verga? aber auch das Rehchen nicht, ging in die Ecke, wo es lag, und streichelte ihm über den Rücken. Darauf ging sie ganz stillschweigend wieder zur Tür hinaus, und die Kinderfrau fragte am andern Morgen die W?chter, ob jemand w?hrend der Nacht ins Schlo? gegangen w?re, aber sie antworteten: ?Nein, wir haben niemand gesehen.?
So kam sie viele N?chte und sprach niemals ein Wort dabei; die Kinderfrau sah sie immer, aber sie getraute sich nicht, jemand etwas davon zu sagen.
Als nun so eine Zeit verflossen war, da hub die K?nigin in der Nacht an zu reden und sprach:
?Was macht mein Kind? Was macht mein Reh?
Nun komm ich noch zweimal und dann nimmermehr.?
Die Kinderfrau antwortete ihr nicht, aber als sie wieder verschwunden war, ging sie zum K?nig und erz?hlte ihm alles. Sprach der K?nig: ?Ach Gott, was ist das! Ich will in der n?chsten Nacht bei dem Kinde wachen.? Abends ging er in die Kinderstube, aber um Mitternacht erschien die K?nigin wieder und sprach:
?Was macht mein Kind? Was macht mein Reh?
Nun komm ich noch einmal und dann nimmermehr.?
Und pflegte dann des Kindes, wie sie gew?hnlich tat, ehe sie verschwand. Der K?nig getraute sich nicht, sie anzureden, aber er wachte auch in der folgenden Nacht. Sie sprach abermals:
?Was macht mein Kind? Was macht mein Reh?
Nun komm ich noch diesmal und dann nimmermehr.?
Da konnte sich der K?nig nicht zurückhalten, sprang zu ihr und sprach: ?Du kannst niemand anders sein als meine liebe Frau.?
Da antwortete sie: ?Ja, ich bin deine liebe Frau?, und hatte in dem Augenblick durch Gottes Gnade das Leben wiedererhalten, war frisch, rot und gesund. Darauf erz?hlte sie dem K?nig den Frevel, den die b?se Hexe und ihre Tochter an ihr verübt hatten.
Der K?nig lie? beide vor Gericht führen, und es ward ihnen das Todesurteil gesprochen. Wie sie gerichtet waren, verwandelte sich das Rehk?lbchen und erhielt seine menschliche Gestalt wieder; Brüderchen und Schwesterchen aber lebten glücklich zusammen bis an ihr Ende
Am andern Morgen, als sie aufwachten, stand die Sonne schon hoch am Himmel und schien hei? in den Baum hinein. Da sprach das Brüderchen: ?Schwesterchen, mich dürstet, wenn ich ein Brünnlein wü?te, ich ging und tr?nk einmal; ich mein, ich h?rt eins rauschen.?
Brüderchen stand auf, nahm Schwesterchen an der Hand, und sie wollten das Brünnlein suchen. Die b?se Stiefmutter aber war eine Hexe und hatte wohl gesehen, wie die beiden Kinder fortgegangen waren, war ihnen nachgeschlichen, heimlich, wie die Hexen schleichen, und hatte alle Brunnen im Walde verwünscht.
Als sie nun ein Brünnlein fanden, das so glitzerig über die Steine sprang, wollte das Brüderchen daraus trinken; aber das Schwesterchen h?rte, wie es im Rauschen sprach: ?Wer aus mir trinkt, wird ein Tiger, wer aus mir trinkt, wird ein Tiger.?
Da rief das Schwesterchen: ?Ich bitte dich, Brüderchen, trink nicht, sonst wirst du ein wildes Tier und zerrei?est mich.?
Das Brüderchen trank nicht, ob es gleich so gro?en Durst hatte, und sprach: ?Ich will warten bis zur n?chsten Quelle. Als sie zum zweiten Brünnlein kamen, h?rte das Schwesterchen, wie auch dieses sprach: ?Wer aus mir trinkt, wird ein Wolf, wer aus mir trinkt, wird ein Wolf!?
Da rief das Schwesterchen: ?Brüderchen, ich bitte dich, trink nicht, sonst wirst du ein Wolf und frissest mich.?
Das Brüderchen trank nicht und sprach: ?Ich will warten, bis wir zur n?chsten Quelle kommen, aber dann mu? ich trinken, du magst sagen, was du willst; mein Durst ist gar zu gro?.?
Und als sie zum dritten Brünnlein kamen, h?rte das Schwesterlein, wie es im Rauschen sprach: ?Wer aus mir trinkt, wird ein Reh. Wer aus mir trinkt, wird ein Reh.?
Das Schwesterchen sprach: ?Ach, Brüderchen, ich bitte dich, trink nicht, sonst wirst du ein Reh und l?ufst mir fort.?
Aber das Brüderchen hatte sich gleich beim Brünnlein niedergekniet, hinabgebeugt und von dem Wasser getrunken, und wie die ersten Tropfen auf seine Lippen gekommen waren, lag es da als ein Rehk?lbchen.
Nun weinte das Schwesterchen über das arme verwünschte Brüderchen, und das Rehchen weinte auch und sa? so traurig neben ihm. Da sprach das M?dchen endlich: ?Sei still, liebes Rehchen, ich will dich ja nimmermehr verlassen.? Dann band es sein goldenes Strumpfband ab und tat es dem Rehchen um den Hals und rupfte Binsen und flocht ein weiches Seil daraus. Daran band es das Tierchen und führte es weiter und ging immer tiefer in den Wald hinein. Und als sie lange, lange gegangen waren, kamen sie endlich an ein kleines Haus, und das M?dchen schaute hinein, und weil es leer war, dachte es: Hier k?nnen wir bleiben und wohnen. Da suchte es dem Rehchen Laub und Moos zu einem weichen Lager, und jeden Morgen ging es aus und sammelte sich Wurzeln, Beeren und Nüsse, und für das Rehchen brachte es zartes Gras mit, das fra? es ihm aus der Hand, war vergnügt und spielte vor ihm herum. Abends, wenn Schwesterchen müde war, legte es seinen Kopf auf den Rücken des Rehk?lbchens, das war sein Kissen, darauf es sanft einschlief. Und h?tte das Brüderchen nur seine menschliche Gestalt gehabt, es w?re ein herrliches Leben gewesen.
Das dauerte eine Zeitlang, da? sie so allein in der Wildnis waren. Es trug sich aber zu, da? der K?nig des Landes eine gro?e Jagd in dem Wald hielt. Da schallte das H?rnerblasen, Hundegebell und das lustige Geschrei der J?ger durch die B?ume, und das Rehlein h?rte es und w?re gar zu gerne dabeigewesen.
?Ach?, sprach es zum Schwesterlein, ?la? mich hinaus auf die Jagd, ich kann’s nicht l?nger mehr aushalten?, und bat so lange, bis es einwilligte.
?Aber?, sprach es zu ihm, ?komm mir ja abends wieder, vor den wilden J?gern schlie? ich mein Türlein; und damit ich dich kenne, so klopf und sprich: Mein Schwesterlein, la? mich herein; und wenn du nicht so sprichst, so schlie? ich mein Türlein nicht auf.? Nun sprang das Rehchen hinaus, und war ihm so wohl und war so lustig in freier Luft. Der K?nig und seine J?ger sahen das sch?ne Tier und setzten ihm nach, aber sie konnten es nicht einholen, und wenn sie meinten, sie h?tten es gewi?, da sprang es über das Gebüsch weg und war verschwunden. Als es dunkel ward, lief es zu dem H?uschen, klopfte und sprach: ?Mein Schwesterlein, la? mich herein!? Da ward ihm die kleine Tür aufgetan, es sprang hinein und ruhte sich die ganze Nacht auf seinem weichen Lager aus.
Am andern Morgen ging die Jagd von neuem an, und als das Rehlein wieder das Hifthorn h?rte und das Hoho der J?ger, da hatte es keine Ruhe und sprach: ?Schwesterchen, mach mir auf, ich mu? hinaus.?
Das Schwesterchen ?ffnete ihm die Türe und sprach: ?Aber zu Abend mu?t du wieder dasein und dein Sprüchlein sagen.? Als der K?nig und seine J?ger das Rehlein mit dem goldenen Halsband wieder sahen, jagten sie ihm alle nach, aber es war ihnen zu schnell und behend. Das w?hrte den ganzen Tag, endlich aber hatten es die J?ger abends umzingelt, und einer verwundete es ein wenig am Fu?, so da? es hinken mu?te und langsam fortlief. Da schlich ihm ein J?ger nach bis zu dem H?uschen und h?rte, wie es rief: ?Mein Schwesterlein, la? mich herein?, und sah, da? die Tür ihm aufgetan und alsbald wieder zugeschlossen ward. Der J?ger behielt das alles wohl im Sinn, ging zum K?nig und erz?hlte ihm, was er gesehen und geh?rt hatte. Da sprach der K?nig: ?Morgen soll noch einmal gejagt werden.?
Das Schwesterchen aber erschrak gewaltig, als es sah, da? sein Rehk?lbchen verwundet war. Es wusch ihm das Blut ab, legte Kr?uter auf und sprach: ?Geh auf dein Lager, lieb Rehchen, da? du wieder heil wirst.? Die Wunde aber war so gering, da? das Rehchen am Morgen nichts mehr davon spürte. Und als es die Jagdlust wieder drau?en h?rte, sprach es: ?Ich kann’s nicht aushalten, ich mu? dabeisein; so bald soll mich keiner kriegen.?
Das Schwesterchen weinte und sprach: ?Nun werden sie dich t?ten, und ich bin hier allein im Wald und bin verlassen von aller Welt; ich la? dich nicht hinaus.?
?So sterb ich dir hier vor Betrübnis?, antwortete das Rehchen, ?wenn ich das Hifthorn h?re, so mein ich, ich mü?t aus den Schuhen springen!?
Da konnte das Schwesterchen nicht anders und schlo? ihm mit schwerem Herzen die Tür auf, und das Rehchen sprang gesund und fr?hlich in den Wald.
Als es der K?nig erblickte, sprach er zu seinen J?gern: ?Nun jagt ihm nach den ganzen Tag bis in die Nacht, aber da? ihm keiner etwas zuleide tut.? Sobald die Sonne untergegangen war, sprach der K?nig zum J?ger: ?Nun komm und zeige mir das Waldh?uschen.? Und als er vor dem Türlein war, klopfte er an und rief: ?Lieb Schwesterlein, la? mich herein.? Da ging die Tür auf, und der K?nig trat herein, und da stand ein M?dchen, das war so sch?n, wie er noch keins gesehen hatte. Das M?dchen erschrak, als es sah, da? nicht sein Rehlein, sondern ein Mann hereinkam, der eine goldene Krone auf dem Haupt hatte. Aber der K?nig sah es freundlich an, reichte ihm die Hand und sprach: ?Willst du mit mir gehen auf mein Schlo? und meine liebe Frau sein??
?Ach ja?, antwortete das M?dchen, ?aber das Rehchen mu? auch mit, das verla? ich nicht.? Sprach der K?nig: ?Es soll bei dir bleiben, solange du lebst, und soll ihm an nichts fehlen.? Indem kam es hereingesprungen, da band es das Schwesterchen wieder an das Binsenseil, nahm es selbst in die Hand und ging mit ihm aus dem Waldh?uschen fort.
Der K?nig nahm das sch?ne M?dchen auf sein Pferd und führte es in sein Schlo?, wo die Hochzeit mit gro?er Pracht gefeiert wurde, und war es nun die Frau K?nigin, und lebten sie lange Zeit vergnügt zusammen; das Rehlein ward gehegt und gepflegt und sprang in dem Schlo?garten herum. Die b?se Stiefmutter aber, um derentwillen die Kinder in die Welt hineingegangen waren, die meinte nicht anders, als Schwesterchen w?re von den wilden Tieren im Walde zerrissen worden und Brüderchen als ein Rehkalb von den J?gern totgeschossen. Als sie nun h?rte, da? sie so glücklich waren und es ihnen so wohl ging, da wurden Neid und Mi?gunst in ihrem Herzen rege und lie?en ihr keine Ruhe, und sie hatte keinen andern Gedanken, als wie sie die beiden doch noch ins Unglück bringen k?nnte. Ihre rechte Tochter, die h??lich war wie die Nacht und nur ein Auge hatte, die machte ihr Vorwürfe und sprach: ?Eine K?nigin zu werden, das Glück h?tte mir gebührt.?
?Sei nur still?, sagte die Alte, und sprach sie zufrieden, ?wenn’s Zeit ist, will ich schon bei der Hand sein.? Als nun die Zeit herangerückt war und die K?nigin ein sch?nes Kn?blein zur Welt gebracht hatte und der K?nig gerade auf der Jagd war, nahm die alte Hexe die Gestalt der Kammerfrau an, trat in die Stube, wo die K?nigin lag, und sprach zu der Kranken: ?Kommt, das Bad ist fertig, das wird Euch wohltun und frische Kr?fte geben; geschwind, eh es kalt wird.? Ihre Tochter war auch bei der Hand, sie trugen die schwache K?nigin in die Badstube und legten sie in die Wanne; dann schlossen sie die Tür ab und liefen davon. In der Badstube aber hatten sie ein rechtes H?llenfeuer angemacht, da? die sch?ne junge K?nigin bald ersticken mu?te.
Als das vollbracht war, nahm die Alte ihre Tochter, setzte ihr eine Haube auf und legte sie ins Bett an der K?nigin Stelle. Sie gab ihr auch die Gestalt und das Ansehen der K?nigin, nur das verlorene Auge konnte sie ihr nicht wiedergeben. Damit es aber der K?nig nicht merkte, mu?te sie sich auf die Seite legen, wo sie kein Auge hatte. Am Abend, als er heimkam und h?rte, da? ihm ein S?hnlein geboren war, freute er sich herzlich und wollte ans Bett seiner lieben Frau gehen und sehen, was sie machte. Da rief die Alte geschwind: ?Beileibe, la?t die Vorh?nge zu, die K?nigin darf noch nicht ins Licht sehen und mu? Ruhe haben.? Der K?nig ging zurück und wu?te nicht, da? eine falsche K?nigin im Bette lag.
Als es aber Mitternacht war und alles schlief, da sah die Kinderfrau, die in der Kinderstube neben der Wiege sa? und allein noch wachte, wie die Türe aufging und die rechte K?nigin hereintrat. Sie nahm das Kind aus der Wiege, legte es in ihren Arm und gab ihm zu trinken. Dann schüttelte sie ihm sein Ki?chen, legte es wieder hinein und deckte es mit dem Deckbettchen zu. Sie verga? aber auch das Rehchen nicht, ging in die Ecke, wo es lag, und streichelte ihm über den Rücken. Darauf ging sie ganz stillschweigend wieder zur Tür hinaus, und die Kinderfrau fragte am andern Morgen die W?chter, ob jemand w?hrend der Nacht ins Schlo? gegangen w?re, aber sie antworteten: ?Nein, wir haben niemand gesehen.?
So kam sie viele N?chte und sprach niemals ein Wort dabei; die Kinderfrau sah sie immer, aber sie getraute sich nicht, jemand etwas davon zu sagen.
Als nun so eine Zeit verflossen war, da hub die K?nigin in der Nacht an zu reden und sprach:
?Was macht mein Kind? Was macht mein Reh?
Nun komm ich noch zweimal und dann nimmermehr.?
Die Kinderfrau antwortete ihr nicht, aber als sie wieder verschwunden war, ging sie zum K?nig und erz?hlte ihm alles. Sprach der K?nig: ?Ach Gott, was ist das! Ich will in der n?chsten Nacht bei dem Kinde wachen.? Abends ging er in die Kinderstube, aber um Mitternacht erschien die K?nigin wieder und sprach:
?Was macht mein Kind? Was macht mein Reh?
Nun komm ich noch einmal und dann nimmermehr.?
Und pflegte dann des Kindes, wie sie gew?hnlich tat, ehe sie verschwand. Der K?nig getraute sich nicht, sie anzureden, aber er wachte auch in der folgenden Nacht. Sie sprach abermals:
?Was macht mein Kind? Was macht mein Reh?
Nun komm ich noch diesmal und dann nimmermehr.?
Da konnte sich der K?nig nicht zurückhalten, sprang zu ihr und sprach: ?Du kannst niemand anders sein als meine liebe Frau.?
Da antwortete sie: ?Ja, ich bin deine liebe Frau?, und hatte in dem Augenblick durch Gottes Gnade das Leben wiedererhalten, war frisch, rot und gesund. Darauf erz?hlte sie dem K?nig den Frevel, den die b?se Hexe und ihre Tochter an ihr verübt hatten.
Der K?nig lie? beide vor Gericht führen, und es ward ihnen das Todesurteil gesprochen. Wie sie gerichtet waren, verwandelte sich das Rehk?lbchen und erhielt seine menschliche Gestalt wieder; Brüderchen und Schwesterchen aber lebten glücklich zusammen bis an ihr Ende