So einer wie ich, ich meine: in meinem Alter, ist heute unsicher geworden. Ein Beispiel. Nachbarn geben eine gro?e Party. Als meine Frau und ich an die Tür geklopft haben, ?ffnet uns die Hausfrau die Tür. "Sch?n, da? ihr kommt." sagt sie. Und ich denke: "Duzen wir uns denn?" Ich wei? es nicht genau, aber eins wei? ich: man sagt heute besser: "Wir haben euch diese Blumen mitgebracht."
Steht so einer wie ich auf der Party herum, so merkt er sowieso, da? alle Anwesenden jünger sind und sich natürlich duzen. Nur der ?ltere Herr da drüben, Mitte fünfzig, der l??t ein klares "Sie" h?ren. Und er scheint sich dabei auch noch wohl zu fühlen.
Aber die anderen? Die sagen sowieso "Du", wenn die Leute, die ihnen gegenüber stehen, sich ebenso locker angezogen haben wie sie selbst und nocht nicht fünfzigsind. Oder sie vermeiden diese Anrede überhaupt. Die dritte M?glichkeit ist, immer eine Gruppe von Umstehenden zugleich anzureden, und das natürlich mit dem allgemein verwendbaren "Ihr", das sich seit etwa zehn Jahren von Süddeutschland nach Nordeutschland geschlichen hat und heutzutage auch aus dem Fernsehen nicht wegzudenken ist.
Ja, meine geehrten Leser, Ihr werdet das auch so kennen. So spricht man heute. Aber das ist nur ein übergang. Ich glaube, das "Du" wird sich ausbreiten. Wir ?lteren werden mit unserem "Sie" allm?hlich Schlu? machen. Das junge "Du" wird heute kaum noch feierlich verabredet. Vorbei sind die Zeiten, da man, über Jahre miteinander vertraut geworden, bei sich dachte: Wer ist der ?ltere, wer bietet das "Du" an? Nein, heute sagt man h?chstens:"Komm, ich hei?e Lorenz." Und dann ist das so. Oder man macht einfach mit, indem man immer mal "Du" sagt und es dann stillschweigend für vereinbart h?lt.