德语故事:JudithsundTillsMond(19)
19 KORNBLUME AUF DER ERDE
Judith rannte geradewegs zu Kornblume. Aber - Schreck lass nach - da stand ein ganzer Kindergarten um das Pferdchen herum. Das lag gemütlich unter seinem Busch. Die Kinder zerrten es hervor. Kornblume rührte sich nicht. Die Kinder schrieen aufgeregt durcheinander. "Das lebt, das lebt!" behauptete eines.
"Quatsch, blaue Pferde gibt es nicht."
"Aber es ist so weich und warm."
"Das kommt nur durch das Fell. Und diese Haare sind niemals echt. Und außerdem ist es ganz steif."
Bevor die Kinder ihre Entdeckung genauer untersuchten, rannte Judith hin. "Das ist mein Pferd!" rief sie. Die Kinder drehten sich nach ihr um. "Lebt das?" fragte das eine Kind und seine Augen leuchteten. "Nein, aber es ist ferngesteuert. Und es hört nur auf meine Stimme."
"Steh auf. Kornblume!" befahl Judith in ganz besonders strengem und deutlichem Ton. Das Mondpferd stand mit ruckenden Bewegungen auf. Wie ein ferngesteuertes Roboterpferd. Judith sprang auf und rief "Galopp, Kornblume, Galopp!"
Wie ein Blitz schoss Kornblume mit Judith davon - und jetzt sah das Pferd sehr lebendig aus. Die Kinder schrieen hinterher: "Komm zurück! Komm noch mal her! Wir wollen auch mal reiten." Aber Judith verschwand um den nächsten Häuserblock. Enttäuscht trotteten die Kinder mit ihrer Erzieherin weiter.
Ich weiß nicht, wie viele Kinder sich von ihren Eltern an diesem Abend zum nächsten Geburtstag so ein wahnsinnig tolles, blaues, ferngesteuertes Pferd wünschten. Ein Pferd, auf dem man reiten konnte, das wie lebendig durch die Gegend sprang.
Till kam zu Judith runter. Die Kinder zeigten Kornblume den Spielplatz, den Park, ihren Geheimgang, Wiesen, Tümpel und eine Pferdekoppel. Kornblume staunte, wie groß die Erdenpferde waren. Sie rief sie herbei, einige kamen neugierig an. Kornblume begrüßte sie freudig und wunderte sich. Sie wunderte sich darüber, dass diese großen Erdenpferde nicht sprechen wollten. Dass sie nicht sprechen konnten, das konnte sie kaum glauben.
Da die Erdentiere nur ab und zu wieherten, sonst aber stumm blieben, verlor Kornblume das Interesse an ihnen. Stattdessen entdeckte sie in der Ferne einige Autos. Diese wollte das Pferdchen unbedingt aus der Nähe sehen. Wie aber das bewerkstelligen, ohne aufzufallen?
Till holte ein Brett mit Rollen dran. Das hatten ihre Eltern beim letzten Umzug benutzt, um die Möbel durch die Wohnung zu schieben. Auf dieses Brett stellte sich Kornblume und bewegte sich nicht mehr. Judith holte ein langes grünes Seil. Damit zogen die Beiden Rollbrett und Mondpferd durch die Straßen. Jeder dachte, das sei ein großes, sehr schönes Spielzeug. Und genau das sollte er auch denken.
Nicht schlecht staunte Kornblume über die vielen Autos, die vielen Häuser und die vielen Menschen. Sie ließ sich nichts anmerken. Nur wenn sie völlig unbeobachtet war, sagte sie Judith und Till, wie unglaublich aufregend sie das alles fand.
Gerade wollten die drei wieder zu ihrer Wiese zockeln, da kamen zwei Jungs angerannt. "Lass uns mal reiten", riefen sie. Es waren Kinder aus dem Kindergarten, die das blaue Pferd am Morgen entdeckt hatte.
"Geht nicht", sagte Judith. "Die Batterien sind alle. Das bewegt sich keinen Schritt mehr. Siehst ja, wir müssen es ziehen."
Die Jungs fanden das schade. Judith ließ sie aber aufsitzen. Zum Trost wurden sie ein Stück gezogen.
Es war noch nicht einmal Zeit zum Abendessen, da wurden die Freunde schrecklich müde. Sie konnten sich kaum auf den Beinen halten. Sie mussten sich ausruhen, denn Robert wollte sie ja in der Nacht wieder abholen.
Damit Kornblume nicht nochmals von Kindern oder Spaziergängern entdeckt werden konnte. nahm Judith sie mit nach Hause. Sie musste weiter Spielzeugpferd spielten. Den Eltern erzählte sie, das sei von Till geliehen. Und die armen Eltern glaubten das, weil sie keine Ahnung von Pferden hatten. Und von Mondtieren sowieso nicht.
Gleich nach dem Abendbrot legte Judith sich ins Bett. Frau Eulering kam aus dem Staunen nicht heraus. Nach genau drei Sekunden war ihre immer muntere Tochter eingeschlafen und ratzte wie ein Murmeltier.